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Spinnmaschine "Spinning Jenny"

Inventarnr. 25202
Systematik 580.03.02 Textiltechnik / Garnbildung / Maschinenspinnerei
Beschreibung Der Baumwollweber James Hargreaves (1721–1778) aus Lancashire erfand die „Spinning Engine“, in der Umgangssprache „Spinning Jenny“, um den Spinnprozess zu automatisieren. Sein erstes Exemplar aus dem Jahre 1764 hatte acht Spindeln, einige Jahre später waren bereits Maschinen mit bis zu 100 Spindeln in Gebrauch. Die Spinning Jenny des Deutschen Museums ist auf 60 Fäden ausgelegt. Das 1856 in Bramsche bei Osnabrück gebaute Exemplar ist die älteste erhaltene, einwandfrei intakte Maschine.
Das Prinzip der Spinning Jenny beruht darauf, dass von einer Vorgarnspule (mit grob gesponnenem Material) ein Faden über eine Spindel gezogen wird, der weiter über einen Pressbalken auf einem beweglichen Wagen läuft. Zuerst bewegt sich der Wagen mit geöffneter Presse von der Spindel weg, wodurch er das Vorgarn von der Vorgarnspule wickelt und durch die Presse zieht. Das Vorgarn wird verstreckt, indem sich kurz vor Ende der Ausfahrt die Presse schließt und der Wagen bis zum Anschlag weiterfährt. Gleichzeitig wird durch Drehen der Spindel das Vorgarn leicht gefestigt. Bei geschlossener Presse wird die Spindel nun gedreht, bis der Faden durch Verdrillung die gewünschte Festigkeit erreicht. Durch eine kurze Drehung in entgegengesetzter Richtung lockert sich der Faden etwas und gleitet von der Spindelspitze auf die Spule. Der Wagen fährt langsam zurück, währenddessen dreht sich die Spindel und der Faden wird unter gleichzeitigem Heben und Senken eines Aufwinders Lage für Lage aufgespult. Der Aufwinder sorgt auch für den notwendigen Wechsel des Winkels zwischen Spinnphase und Aufwickelphase (beim Spinnen muss der Winkel zwischen Spindelspitze und Faden > 90° sein). Hat der Wagen die Spindel erreicht, öffnet sich die Presse und der Spinnvorgang beginnt von neuem. Mit der linken Hand wird dabei der Wagen hin- und herbewegt, mit der rechten Hand das Antriebsrad. (Quelle: Brandlmeier 2002)
Als die Erfindung bekannt wurde, trieb die Angst vor dem Verlust ihres kargen Lohnes viele Handspinner auf die Straße. Sie bestürmten das Haus von Hargreaves, zerstörten seine Spinnmaschine und drohten ihm Gewalt an. Schließlich verließ er seine Heimatstadt Blackburn.
In den folgenden Jahrzehnten benutzten jedoch viele Handspinner die Jenny oder die daraus entwickelte vollmechanische Feinspinnmaschine („Selfaktor“). Beide arbeiteten jedoch diskontinuierlich und eigneten sich deshalb nicht für das „neue Fabrik- oder Factoreysystem“ des 18./19. Jahrhunderts.
https://digital.deutsches-museum.de/item/25202/
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Beteiligte
Orte
Datierung
  • Baujahr: 1856
  • Erfindung: 1764
Literatur
  • Aspin, Chris; Chapman, Stanley D.: James Hargreaves and the Spinning Jenny. Helmshore 1964. (BVB)
  • Bohnsack, Almut: Spinnen und Weben. Bramsche 2002. (BVB)
  • Grothe, Hermann: Bilder und Studien zur Geschichte vom Spinnen, Weben, Nähen. Berlin 1875. (BVB)
  • Linder, Alfred: Spinnen und Weben einst und jetzt. Luzern 1967. (BVB)
  • Brandlmeier, Thomas: Die Spinning Jenny von James Hargreaves. In: Deutsches Museum (Hrsg.): Meisterwerke aus dem Deutschen Museum. Band IV. München 2002, S. 16-19. (BVB)
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