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Original Heidelberger Tiegel (OHT), Modell TP

Inventarnr. 78461
Systematik 560.03.09 Schreib- und Drucktechnik / Hochdruck / Tiegeldruckpressen
Identität Original
Beschreibung Die am meisten verbreitete Tiegelpresse war der Original Heidelberger Tiegel (OHT). Der „Heidelberger Druckautomat“ – wie er bei der Einführung hieß – wurde 1914 als Prototyp von der Heidelberger Schnellpressenfabrik auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik (BUGRA) in Leipzig vorgestellt; serienreif war der Tiegel aber erst im Jahr 1926. Der OHT war die erste gebrauchsfähige ganzautomatische Tiegeldruckpresse einer deutschen Fabrik. Bis in die 1930er Jahre wurde die Maschine mehrfach verbessert; die neuen Modelle bot man mit steigernden Namen als Super-Heidelberger, Ultra-Heidelberger usw. an.
Technisch ist die Maschine einfach zu beschreiben: sie entnimmt selbsttätig Papierbogen vom Stapel, bedruckt diese und stapelt sie wieder auf. Der Propellergreifer – erfunden von dem Kölner Buchdrucker Karl Gilke 1912 – war der entscheidende Fortschritt; dieser nimmt den Papierbogen und legt ihn ausgerichtet auf den Tiegel. Damit wurde das Anlegen von Hand, das früher oft zu Verletzungen geführt hatte, ersetzt. Außerdem lässt sich die Maschine durch den Greiferschutz sofort stoppen. Ein Kniehebelsystem drückt Tiegel und Papierbogen gegen die senkrecht stehende Druckform (Boston-Prinzip); es sichert dem Heidelberger Tiegel eine hohe Druckkraft. Nach dem Drucken legt der Greifer den Bogen auf den Ablagestapel. Vor jedem Druck färben zwei Walzen die Form ein. Ein Walzensystem entnimmt hierzu aus dem Farbkasten die pastöse Druckfarbe und verreibt sie. Das Hebelsystem bewegt Tiegel und Farbwalzen.
Als erste Druckmaschine baute man den OHT von 1926 bis 1985 am Fließband. Mit 165 100 Exemplaren ist der OHT von allen Druckmaschinen mit Abstand am häufigsten gebaut worden. Besser als anderes kennzeichnet seinen Erfolg, dass der OHT nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Markennamen „Grafitex“ von der Firma Adast (CSSR) nachgebaut wurde; die Schnellpressenfabrik Heidelberg konnte diesen Nachbau nicht verhindern und ließ sich daraufhin den neu eingeführten Greiferschutz in Zigarrenform mit der Beschriftung „Original Heidelberg“ als Warenzeichen eintragen.
Der hier gezeigte TP-Tiegel (das T steht für das kleinere Tiegel-Format, das P für Prägen) gehört zu den sogenannten Sondermodellen: er kann nicht nur Papier, Pappe und Folien aus Kunststoff bedrucken, sondern auch mit Heißfolien prägen. Seine Stundenleistung beträgt maximal 5 500 Bogen in Formaten von 40 × 70 bis 260 × 380 mm. Der OHT ist von allen Buchdruckmaschinen wegen seiner Eignung zum Prägen und Stanzen, seiner geringen benötigten Standfläche und seiner relativ einfachen Bedienung noch immer am häufigsten in Druckereien anzutreffen.
(Quelle: Glocker)
https://digital.deutsches-museum.de/item/78461/
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Beteiligte Hersteller: Heidelberger Druckmaschinen-Aktiengesellschaft
Orte Heidelberg
Datierung Baujahr: 1970
Material Metall
Kunststoff
Kreide
Beschriftung Aufschrift: ORIGINAL HEIDELBERG
Maße Objektmaß (H x B x L/T): 1550 x 1500 x 1750 mm
Masse: 1240 kg
Literatur Winfrid Glocker: Drucktechnik. Ein Begleitbuch zur Ausstellung im Deutschen Museum. München 2007. S. 186-189, Abb. 188 (BVB)
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