Inventarnr.
21638
Systematik
720.10.03 Schiffahrt / Navigation, Schiffsbetrieb / Winkelmeßgeräte
Identität
Original
Beschreibung
Den direkten Blick in die Sonne vermied der "backstaff" oder Davis-Quadrant, bei dem der Beobachter der Sonne den Rücken zuwandte. Der englische Seefahrer John Davis (1550–1605) teilte den maximal zu messenden Winkelbogen von 90° in zwei Teile, auf dem kleineren Bogen wurden Winkel von 10° oder 20° etc. eingestellt, auf dem größeren wurde dann der restliche Winkel ergänzt, der mit beiden Peilvorrichtungen auf den Bögen bestimmt wurde. (Quelle: Broelmann 2006)
Der Davis-Quadrant des Deutschen Museums, der die Datierung 1771 trägt, wurde von einem bisher unbekannten Hersteller angefertigt, dessen Initialen mit der Brandmarke "J*v*K*" angegeben wurden. Von diesem Hersteller ist ein weiterer Davis-Quadrant im Musée national de la Marine in Paris erhalten (Acc. No. MnM 11 NA 97). Dieser trägt ebenfalls die Initialen "JVK" sowie die Jahreszahl 1765. Er wird einem Johann van Keulen zugewiesen. Das Adler Planetarium in Chicago besitzt einen Jakobsstab (cross staff) aus dem gleichen Jahr, der die Initialen "* J *V * K *" trägt und vom Museum einem Hersteller namens "Johannes van Keulen En Zoonen" zugewiesen wird (Identification number A-172).
Dem Namen nach wird es sich eher um eine Werkstatt von Vater und Söhnen gehandelt haben. Es lässt sich ein Zusammenhang mit der niederländischen Kartografenfamilie van Keulen annehmen, die bereits seit dem 17. Jahrhundert auf dem Gebiet tätig war. Tatsächlich sind im Nederlands Scheepvaartmuseum Amsterdam mehrere Karten überliefert, die ebenfalls mit dieser Herstellerbezeichnung versehen sind: Eine auf 1777 datierte Seekarte des Skagerraks und Kattegats wurde laut Aufschrift zu Amsterdam zusammengestellt von "JOANNES van KEULEN en ZOONEN, Boek en Zee-Kaartverkopers Compas Octant Graad Boog en Mathematisch Jnstrumentemakers aan de Oostzijde van de Nieuwe-Brug." Die Beteiligten waren demnach Verkäufer von Seekarten, Hersteller von Kompassen, Oktanten, Gradbögen und Mathematischen Instrumenten. Johannes II van Keulen (1704–1755) war im Herstellungszeitraum der erwähnten drei Instrumente von 1765 und 1771 zwar schon tot, sein Sohn Gerard Hulst van Keulen (1733–1801) übernahm das Geschäft nach einer Zusammenarbeit aber vermutlich vom Vater und behielt den gemeinsamen Namen noch eine Weile bei. Beide standen auch im Dienst der Niederländischen Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oostindische Compagnie). Bei dem zweiten Sohn muss es sich um Cornelis Buijs van Keulen gehandelt haben. (Mareike Wöhler 2018)