Direkt zum Seiteninhalt springen
Foto:

Flugzeug Wright Typ A

Inventarnr. 35345
Systematik 740.10.01 Luftfahrt / Fluggeräte schwerer als Luft, mit Antrieb / Kolbenmotorflugzeuge
Identität Original
Beschreibung Die Brüder Wilbur und Orville Wright konstruierten das weltweit erste Serienflugzeug, den „Wright Standardtyp A“ durch systematische Weiterentwicklung aus dem ebenfalls von ihnen gebauten, ersten erfolgreichen Motorflugzeug, dem „Flyer“.
Es ist diesem in der Konstruktion sehr ähnlich. Das typische Aussehen der frühen Wright-Flugzeuge mit vorne liegendem Höhensteuer, hinten liegendem Seitenleitwerk, Kettenantrieb und Kufen für die Landung war das Ergebnis der konsequenten Entwicklung vom Gleitflug zum Motorflug (1899-1903).
Die Gebrüder Wright lösten einige grundsätzliche Probleme der Flugtechnik: Die Quersteuerung ihrer Flugzeuge z. B. erreichten sie dadurch, dass die Enden der Tragflächen flexibel waren und mit Hilfe eines Seilzugs wechselseitig verdreht werden konnten. Damit erhöhte sich der Auftrieb beim einen Flügel und erniedrigte sich gleichzeitig beim anderen, wodurch das Flugzeug um seine Längsachse gedreht wurde. Durch diese „Flügelverwindung“ und mit Höhen- und Seitenrudern war es mit den Wright-Flugzeugen möglich, jedes beliebige Flugmanöver durchzuführen.
Dem ersten Motorflugzeug, dem Flyer I (1903) folgten zwei weitere Versuchsmuster, der Flyer II (1904) und das erste wirklich einsatzfähige Modell, der noch einsitzige Flyer III (1905). Aus ihm wurde der zweisitzige Standardtyp A entwickelt, von dem mehr als 10 Stück in Serie gebaut wurden.
Als die Wrights mit dieser ersten Serienmaschine 1908 erstmals an die Öffentlichkeit traten, zeigte sich die Überlegenheit des Flugzeugs gegenüber allen anderen damaligen Flugzeug-Entwicklungen.
Dennoch konnten sich die „Wright-Flugzeuge“ nicht durchsetzen: Ihre Flugstabilität war nur gering, der Kettenantrieb der Propeller stellte eine Gefahrenquelle dar, und die schwach motorisierten Flugzeuge mussten in die Luft katapultiert werden.
Da die Wrights hartnäckig an ihrer Konstruktionsweise festhielten gerieten sie gegenüber anderen Flugzeugbauern, wie z. B. der Société Anonyme Blériot ins Hintertreffen.
Das hier gezeigte Flugzeug ist eine Serienmaschine aus der Werkstatt der Brüder in Dayton, USA. Auf Einladung des Berliner Verlagshauses Scherl führte Orville Wright im August 1909 Schauflüge auf dem Tempelhofer Feld durch. Bei den Flugvorführungen flogen zahlreiche bedeutende Passagiere, wie der erste deutsche „Wright-Pilot“ Paul Engelhard, mit Orville Wright in diesem Flugzeug.
Unser Flugzeug diente als Schulflugzeug und als Vorlage für die von der „Flugmaschine Wright GmbH“ in Berlin-Reinickendorf nachgebauten Flugzeuge. Noch während es bei der Allgemeinen Luftfahrt-Ausstellung in Berlin ausgestellt war, stiftete es August Scherl 1912 dem Deutschen Museum.
Durch Bombentreffer auf das Deutsche Museum wurde es 1944 teilweise zerstört und später wieder restauriert. Es ist das einzige erhaltene Wright Standardtyp A-Flugzeug.

Konstruktionsmerkmale:
- Zweisitziger Doppeldecker in Entenbauart, d. h. Höhensteuer vorne und Seitensteuer hinten.
- Quersteuerung durch Flügelverwindung (also keine Klappen, sondern biegsame, elastische Flügelstruktur).
- Zwei gegenläufige Druckschrauben mit Kettenantrieb.
- Das schwach motorisierte Flugzeug wurde normalerweise mit Hilfe einer Katapultanlage gestartet.
- Landung auf Holzkufen
- Sitze und Motor nebeneinander auf dem unteren Flügel, (beim Alleinflug musste der Pilot aus Gründen der Balance auf dem Außensitz sitzen!)
https://digital.deutsches-museum.de/item/35345/
Link kopieren in die Zwischenablage
Beteiligte Wright Company, Dayton, Ohio, USA
Datierung Baujahr: 1908
Technische Daten Antrieb: Wassergekühlter 4-Zylinder-Reihenmotor von Bariquand et Marre, Paris
Leistung: 22 kW (30 PS)
Spannweite: 12,5 m
Länge: 9,45 m
Flügelfläche: 47 m²
Leermasse: ca. 390 kg
Abflugmasse: ca. 550 kg
Geschwindigkeit: ca. 60 km/h
Literatur
  • McFarland, Marvin W. (Hg.): The papers of Wilbur and Orville Wright, including the Chanute Wright letters and other papers of Octave Chanute. 2 Bde. New York 1953. (BVB)
  • Holzer, Hans: Luftfahrt. Führer durch die Ausstellung. München 2008 (Deutsches Museum). S. 30-31, 34-35, 86, Abb. 35, 41 (BVB)
  • Munson, Kenneth: Pionierzeit. Flugzeuge der Jahre 1903 - 1914. Zürich 1969. (BVB)
  • Moolman, Valerie: Der Weg nach Kitty Hawk. Amsterdam 1981. (BVB)
  • Holzer, Hans: Das Flugzeug "Model A" von Wilbur und Orville Wright In: Deutsches Museum (Hrsg.): Meisterwerke aus dem Deutschen Museum. Band III. München 2000, S. 32-35. (BVB)
  • Schwipps, Werner: Die Brüder Wright und ihre Flugzeuge in Deutschland. Schwerin 1998. (BVB)
  • Wissmann, Gerhard: Geschichte der Luftfahrt von Ikarus bis zur Gegenwart. Berlin 1979. (BVB)
  • Emde, Heiner; Demand, Carlo: Meilensteine der Luftfahrt. Stationen der Fluggeschichte von 1903 - 1945. Bern, München 1968: (BVB)
  • Holzer, Hans: Die Gebrüder Wright und der Beginn des Motorflugs. (Ausstellungkatalog Deutsches Museum). München 2003. (BVB)
  • Schmidt, Heinz A. F.: Historische Flugzeuge Bd. 2. Berlin 1970. (BVB)
  • Gilles, Jakob A.: Flugmotoren 1910 bis 1918. Frankfurt/Main 1971. (BVB)
  • Schmidt, Heinz A. F.: Historische Flugzeuge Bd. 1. Berlin 1968. (BVB)
Wenn Sie Fragen, Anregungen oder Kommentare haben, benutzen Sie bitte das Formular, um mit uns in Kontakt zu treten. Oder senden Sie eine E-Mail an: digital@deutsches-museum.de.