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Klappsonnenuhr von Leonhard Miller

Inventarnr. 69503
Systematik 460.02.01 Zeitmessung / Elementare Uhren / Sonnen-, Mond- und Sternuhren
Beschreibung Eine Klappsonnenuhr besteht aus zwei Platten – einer Grund- und einer Deckplatte –, die mit Scharnieren zumeist an den Schmalseiten miteinander verbunden werden.
Auf den vier Seiten der aus Elfenbein hergestellten Klappsonnenuhr finden sich verschiedene Anzeigen (Indikationen), die nicht nur der Zeitmessung dienen: Auf der Oberseite der Deckplatte (Ia) ist eine 16-teilige Windrose mit beweglichem Weiser angebracht worden. Durch ein Loch im Deckel lässt sich die Nadel des im Uhreninneren liegenden Kompasses sehen und somit die Windrose in die vier Himmelsrichtungen einnorden.
Auf der Innenseite der Deckplatte (Ib) befindet sich eine Uhr mit Stiftgnomon, die Stundenlinien für gleichlange Stunden (VII-XII-V) und die jeweilige Tageslänge (8-16) im Laufe des Jahres angibt („QVANTI/TAS DIEI“). Der jeweilige Monat ist über die 12 Tierkreiszeichensymbole am Rand auffindbar.
Darunter ist eine Liste von 20 Orten mit ihren jeweiligen damals bekannten Breitengraden aufgebracht – sie reicht von "DANBZIG [sic] 54" bis "CONSTANTON 42", also von Danzig bis Konstantinopel (dem heutigen Istanbul). Zwischen der Stiftgnomonuhr und der Liste befinden sich passende Löcher, um das obere Ende des (heute nicht mehr erhaltenen) Polfadens auf einen der Grade von 54° bis 42° Nord einzustecken. Mit diesen korrespondierend wurden auf der Horizontalsonnenuhr, die auf der Oberseite der Grundplatte angebracht ist, mehrere Sonnenuhrskalen für die verschiedenen Breitengrade angegeben. Je nach Breitengrad lässt sich so dem Schatten des erdachsparallelen Fadens, der auf das passende Zifferblatt fällt, die richtige Ortszeit entnehmen. In der Mitte der Zifferblätter ist ein Kompass eingelassen, der zur richtigen Ausrichtung der Uhr in Nord-Süd-Richtung erforderlich ist. Unter diesem befinden sich zwei kleinere Nebenzifferblätter mit kleinen Stiftgnomonen, denen die Italienischen Stunden ("DIE WELSCH VHR") bzw. Nürnberger Stunden ("DIE GROSE VHR") entnommen werden können. Hierbei handelte es sich um weitere gängige Zeitmaße. Auf der Unterseite der Grundplatte ist eine Monduhr für 29 1/2 Tage angebracht worden. Mit dieser können Nachtstunden in Tagesstunden umgerechnet werden, wenn der Mond scheint. Die kleine Scheibe (Volvelle, 2 x 12) muss hierfür zuvor auf die aktuelle Mondphase (". DER . NEVMAN . / . DAS . ERST VIERTEL ." usw.) eingestellt werden.
In die Kompassschale der Klappsonnenuhr hat der Hersteller seine Meistermarke mit einer Punze eingeschlagen. Auf der Oberseite der Deckplatte sind zwei weitere Marken eingepunzt worden, die mit rotem Pigment unterlegt wurden. Es handelt sich hierbei um eine heraldische Lilie, die die Instrumentenhistorikerin Penelope Gouk dem Hersteller Nürnberger Kompassmacher Leonhart Miller zugewiesen hat. Er heiratete 1594 und starb 1653. Damit handelt es sich bei der auf 1652 datierten Uhr um einer seiner letzten Arbeiten, also um sein Spätwerk. (Mareike Wöhler 2018)
https://digital.deutsches-museum.de/item/69503/
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Beteiligte Hersteller: Miller, Leonhard
Orte Nürnberg
Datierung Baujahr: 1652
Material Glas
Messing
Elfenbein
Kupfer
Beschriftung Schlagzahl/-stempel: 1652
Schlagzahl/-stempel: [Kompassschale:] [Heraldische Lilie]
Schlagzahl/-stempel: [Unterseite Grundplatte:] [2x Heraldische Lilie]
Maße Objektmaß (H x B x L/T): 20 x 68 x 108 mm
Masse: 0,155 kg
Literatur
  • Gouk, Penelope: The ivory sundials of Nuremberg. Cambridge 1988. S. 117 (BVB)
  • Wöhler, Mareike: 1652. Klappsonnenuhr. Leonhard Miller, Nürnberg. In: Wolfgang M. Heckl (Hrsg.): Die Welt der Technik in 100 Objekten. München 2022, S. 52–57, 662. (BVB)
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