Die vorliegende Glasphiole stellt das sogenannte "Kleine Maß" des Fontanaschen Eudiometers dar. Dieses dient der Bestimmung des Sauerstoffgehalts einer Gasmenge durch Reaktion mit Salpetergas ... mehr anzeigen
Die vorliegende Glasphiole stellt das sogenannte "Kleine Maß" des Fontanaschen Eudiometers dar. Dieses dient der Bestimmung des Sauerstoffgehalts einer Gasmenge durch Reaktion mit Salpetergas (hauptsächlich Stickstoffmonoxid), welche auch als Methode zur Prüfung der "Güte der atmosphärischen Luft" bezeichnet wird. Das Objekt besteht aus einem birnenförmigen Glasgefäß auf einem Messingfuß, der über einen seitlichen Schieber geschlossen werden kann.
Das gesamte Fontanasche Eudiometer besteht zusätzlich zum Nebenmaß aus einer Glasröhre (Inventarnummer 35), einer Wasserwanne sowie einer zusätzlichen Messingröhre (letztere beide nicht mehr vorhanden). Der Messvorgang besteht aus zwei Schritten: dem Befüllen des Hauptmaßes mit Untersuchungsgas (Luft) und eudiometrischer Substanz (Salpeterluft) und dem Ablesen der Volumenminderung. Dafür wird zunächt die Phiole in der Wasserwanne mit einem der beiden Gase gefüllt und über den Schieber geschlossen. Dann dreht man die Phiole mit dem Trichter nach oben und lässt das Gas in das mit Wasser gefüllte Hauptmaß strömen. Innerhalb der Glasröhre steigt das Gas nach oben und verdrängt das Wasservolumen. Dieser Vorgang wird so oft wiederholt, bis sich doppelt so viel Volumen an Luft wie an Salpetergas im Hauptmaß befinden. Im zweiten Schritt wird dieses mit dem Gasgemisch und Wasser gefüllte Maß in den ebenfalls mit Wasser gefüllten Messingzylinder gebracht und mit der Öffnung nach unten in eine vorgesehene Halterung eingehängt. Die ablaufende chemische Reaktion zwischen dem sich in der Luft befindlichen Sauerstoff und dem Stickstoffmonoxid erzeugt unter anderem Stickstoffdioxid und führt zu einer Volumenminderung des Gasgemisches. Der dadurch verursachte Unterdruck lässt den Wasserpegel innerhalb der Glasröhre steigen, welcher anschließend am Gradmesser abgelesen werden kann.
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Eudiometer wurden im Zusammenhang mit Untersuchungen über Gaseigenschaften und Verbrennungsvorgänge in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verwendet und weiterentwickelt. Joseph Pristley ... mehr anzeigen
Eudiometer wurden im Zusammenhang mit Untersuchungen über Gaseigenschaften und Verbrennungsvorgänge in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verwendet und weiterentwickelt. Joseph Pristley (1733-1804) stellte als erster einen Zusammenhang zwischen der Luftminderung bei Gasreaktionen und der Tauglichkeit der Luft für menschliche und tierische Atmung her, erkannte dies jedoch nicht als Entdeckung des neuen Elements Sauerstoff, sondern nannte das Gas "dephlogisticaded air". Pristley sah in seiner Entdeckung besonders einen medizinischen Nutzen für die Heilung von Atmungskrankheiten, ähnlich wie Alessandro Volta (1745-1827) Eudiometer verwendete, um die Freisetzung von Wasserstoffgas in Sumpf- und Seegebieten als Ursache der Malaria zu untersuchen.
Das hier vorliegende Maß gehört zu einem Eudiometer, das durch den Italiener Felice Fontana (1730-1805) 1775 in einer Publikation beschrieben wurde. Wegen seiner hohen Genauigkeit und einfachen Handhabung gegenüber vorherigen Formen erfuhr es eine schnelle Verbreitung im gesamten europäischen Raum. So findet man Herstellungen in Wien, Paris und Göttingen.
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