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Zitierweise
Gründungssammlung des Deutschen Museums.
Bearbeitet von Julia Bloemer und Benjamin Mirwald, Version vom 24.08.2016
Lizenz Bild & Text: Creative Commons License
Forschungsdaten
Torquetum
Inventarnummer:
1687
Einordnung
Typ:
Astronomisches Instrument
Naturwissenschaftliches Instrument
Fachgebiet:
Astronomie
Stichwörter:
Schmuck, Repräsentation, Tierkreis, Himmelsäquator, Ekliptik, Alhidade, Geometrie, Winkelmessung, Astrologie
Tags:
decorative instrument, celestial equator, ecliptic, alhidade, angle, geometry, angular measurement, astrology, astronomy
Beschreibung
Funktionsweise:

Das Instrument erlaubte sowohl astronomische als auch geodätische Messungen. In die Grundplatte ist ein Kompass eingelassen, mit dem das Gerät nordwärts ausgerichtet wurde. Die ausschraubbaren ... mehr anzeigen

Das Instrument erlaubte sowohl astronomische als auch geodätische Messungen. In die Grundplatte ist ein Kompass eingelassen, mit dem das Gerät nordwärts ausgerichtet wurde. Die ausschraubbaren Kugelfüße erlaubten eine Nivellierung der Grundplatte. Für astronomische Messungen wurde die Himmelsäquator-Platte darauf nach Norden hin auf eine dem Beobachtungsort entsprechende Polhöhe eingestellt und der Ekliptik-Ring hochgeklappt, so dass er um 23,5 Grad zur Äquatorscheibe geneigt war. Durch Drehen des Äquator-Rings konnte man den Stundenwinkel des Frühlingspunkts passend zum Datum einstellen. Schließlich ließen sich mit den Alhidaden an beiden Ringen sowohl die ekliptale Länge als auch die ekliptale Breite eines Gestirns einstellen. Bei Sternen, Planeten und dem Mond peilte man direkt durch die Lochabsehen; bei der Sonne nutzte man wahrscheinlich den Schatten, den das eine Loch auf die andere Seite der Alhidade warf. Das Torquetum diente beispielsweise, in größeren Varianten als bei vorliegendem Gerät, zur Messung des Winkelabstands der Sonne zu den Sternen. Dazu peilte man mit der Visiereinrichtung, die an der Ekliptikscheibe angebracht ist, vor Sonnenuntergang die Sonne an. Während der Dämmerung musste das Instrument dann mit Hilfe einer Uhr entsprechend der Erddrehung weiter gedreht werden. Sobald die ersten Sterne sichtbar wurden, konnten diese durch die Visierlöcher eingestellt werden, die am vertikalen Kreis angebracht sind. So war die Differenz von ekliptaler Länge der Sonne zu den jeweiligen Sternen bestimmbar, eine genau gehende Uhr vorausgesetzt. Klappte man die Ekliptikscheibe herunter und stellte sie parallel zur Himmelsäquator-Scheibe, so konnte man auch die Deklination und Rektaszension von Gestirnen messen. Für geodätische Messungen klappte man zusätzlich auch die Himmelsäquator-Platte ein: der Ekliptikring und der senkrechte Ring dienten dann einfach wie bei einem Theodoliten zur Messung von terrestrischen Höhen und Azimuten. Weniger anzeigen

Historische Bedeutung:

Das Prinzip des Torquetums wurde spätestens im 13. Jahrhundert entwickelt. Von Beginn an sollte es zu verschiedenen astronomischen Messungen dienen. In dieser Zeit standen solche Messungen meist im ... mehr anzeigen

Das Prinzip des Torquetums wurde spätestens im 13. Jahrhundert entwickelt. Von Beginn an sollte es zu verschiedenen astronomischen Messungen dienen. In dieser Zeit standen solche Messungen meist im Dienst astrologischer Vorhersagen. Das Torquetum wurde in den darauf folgenden Jahrhunderten weiterentwickelt, zum Beispiel indem Kompasse in die Grundplatte eingelassen wurden oder der Ekliptikring umklappbar ausgeführt wurde, so dass das Gerät vielseitiger eingesetzt werden konnte. Der herunterklappbare Ekliptikring war wohl eine Neuerung Erasmus Habermels (1538-1606), ging aber mit einer Verschlechterung der Genauigkeit einher, weil sich der Ekliptikring dadurch durchbiegen konnte. Das Torquetum war zwar damit potentiell ein universal nutzbares Instrument, wurde aber eher als repräsentatives Gerät gefertigt. Auch mit dem hier beschriebenen Gerät sind Messungen mit einer höheren Genauigkeit als etwa zwei Grad wenig realistisch. So ist auch die Vergoldung und starke Ausschmückung mit Gravuren zu erklären. Die Funktionalität des Instruments und seine Ähnlichkeit in Bezug auf Abmessungen sowie stilistische Merkmale mit Geräten in Kassel (Torquetum Inventarnummer B. 20 aus dem Astronomisch-Physikalischen Kabinett) und Hamburg weisen darauf hin, dass man sich bei der Herstellung des Geräts wenigstens an Habermel orientiert hat. Der größte Unterschied besteht im Kompass, der bei den Geräten aus Kassel und Hamburg jeweils ein rundes Gehäuse besitzt, nicht wie hier ein eckiges. Das Torquetum kann daher nicht eindeutig als aus der Hand Habermels oder aus seiner Werkstatt stammend bezeichnet werden. Ein weiteres, Habermel zugeschriebenes ähnliches Torquetum war bis zum Zweiten Weltkrieg im Bestand des Mathematisch-Physikalischen Salons Dresden. Es wies ebenso einen runden Kompass auf, hat aber ein etwas anders gestaltetes Nivellierlot sowie keine Kugelfüße (siehe Bassermann-Jordan: Uhren, S. 52). Weniger anzeigen

Herstellung:
1525 bis 1675
Eigenschaften
Material:
Ganzes Objekt: Glas, Gold, Messing
Beschriftungen:
Kompass, Beschriftung der Himmelsrichtungen, lateinisch: Auster [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] Libricus [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] Zephirus [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] Grecus [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] Apartias [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] Sirochius [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] Subsolanus [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] Magister
Kompass, Beschriftung der Himmelsrichtungen, lateinisch: [Im Uhrzeigersinn: Namen der Winde für vier Himmelsrichtungen, dazwischen weitere Namen]
Grundplatte, Beschriftung der Himmelsrichtungen, lateinisch: SEPTENTRIONE [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] ORIENS [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] MERIDIES [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] OCCIDENS
Grundplatte, Beschriftung der Himmelsrichtungen, lateinisch: [Im Uhrzeigersinn: Namen der vier Himmelsrichtungen] Norden[Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts]Osten[Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts]Süden[Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts]Westen
Vertikalring, Skalenbeschriftung: I II III [...] XII I II [...] XII [Seite ohne Alhidade] [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] 10 20 30 [...] 80 90 80 [...] 20 10 10 20 [...] [...] 80 90 80 [...] 20 10 [Seite mit Alhidade]
Viertelkreise zur Höheneinstellung, Skalenbeschriftung: 90 80 70 [...] 20 10
Ekliptikring, Skalenbeschriftung: 10 20 30 [12mal, je einmal pro Tierkreiszeichen]
Himmelsäquator-Ring, Skalenbeschriftungen: I II III [...] XI XII I II III [...] XI XII [24 Stundenmarkierungen] / 5 10 15 [24 mal Minutenmarkierungen pro Stunde] [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] 10 20 30 [12mal, je einmal pro Tierkreiszeichen]
Maße:
Ganzes Objekt: Höhe 330mm, Breite 245mm, Tiefe 242mm, Masse 2,3kg
Kugelfuß: Durchmesser 31mm, Höhe 26mm
Grundplatte: Höhe 22mm, Breite 210mm, Tiefe 205mm
aufklappbares Lot: Höhe 61mm, Breite 36mm, Tiefe 5mm
Neigungswinkelbleche für Äquatorplatte: Radius 80mm, Tiefe 2mm
Himmelsäquator-Scheibe: Breite 207mm, Tiefe 205mm, Höhe 2,3mm
Himmelsäquator-Ring: Durchmesser 175mm
Ekliptikring: Durchmesser 174mm
Alhidade: Länge 178mm, Breite 25mm, Höhe 19mm
Sockel für ekliptale Breite: Höhe 80mm, Durchmesser 29mm
Ring für ekliptale Breite = Vertikalring: Durchmesser 168mm, Tiefe 2mm
Diopter für ekliptale Breite: Länge 175mm, Breite 30mm, Höhe 43mm
Abstände Rektaszensions-/Ekliptikring: kleinster 14mm, größter 82mm, bei 90 Grad ekliptaler Länge 47mm, bei 270 Grad ekliptaler Länge 49mm