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Zitierweise
Gründungssammlung des Deutschen Museums.
Bearbeitet von Julia Bloemer und Benjamin Mirwald, Version vom 24.08.2016
Lizenz Bild & Text: Creative Commons License
Forschungsdaten
Vertikalsonnenuhr und astronomisch-astrologische Rechenscheibe
Inventarnummer:
1693
Einordnung
Typ:
Astronomisches Instrument
Vertikalsonnenuhr
Fachgebiet:
Astronomie
Arithmetik
Stichwörter:
Astrologie, Planet, babylonische Stunde, italienische Stunde, italische Stunde, Äquinoktialstunde, Temporalstunde, Stunde, Gnomon, Schatten
Tags:
astrology, planet, Babylonian hours, Italian hours, mathematics, astronomy, sundial, vertical disc dial
Beschreibung
Funktionsweise:

Eine Seite der Scheibe dient als Sonnenuhr, die andere zur Umrechnung von Temporalstunden in Äquinoktialstunden. Die Sonnenuhrenseite trägt oben bei der Aufhängung einen ausklappbaren ... mehr anzeigen

Eine Seite der Scheibe dient als Sonnenuhr, die andere zur Umrechnung von Temporalstunden in Äquinoktialstunden. Die Sonnenuhrenseite trägt oben bei der Aufhängung einen ausklappbaren Schattenwerfer. Um die Uhr zu nutzen, musste sie senkrecht zur Nord-Süd-Richtung aufgehängt werden. Dann wurde die Scheibe mittels der Markierungen am Rand auf die aktuelle Stellung der Sonne im Tierkreis gedreht. Hierzu ist am unteren Ende der achteckigen Platte eine kleine Markierung vorhanden. Ohne astronomisches Tabellenwerk war diese Sonnenuhr also wenig brauchbar. Die Spitze des Schattens des Gnomons markierte schließlich die Uhrzeit. Die Markierung konnte auch dazu genutzt werden, die Sonnenuhr senkrecht aufzuhängen. Ein Lot, das nicht erhalten ist, kann dazu in der Mitte der Scheibe befestigt gewesen sein. Die Umrechnungs-Seite trägt ganz außen eine römisch beschriftete Skala für Äquinoktialstunden. Damit werden die modernen Stunden bezeichnet, die immer gleich lang sind. Daneben waren zu Zeiten des Herstellers Erasmus Habermel (gestorben 1606) auch Temporalstunden gebräuchlich: Man unterteilte die Zeit zwischen Sonnenauf- und -untergang in 12 Intervalle. Damit waren im Sommer die Temporalstunden am längsten, im Winter am kürzesten, und nur zweimal im Jahr zur Tag-/Nachtgleiche (= Äquinoktium) stimmten sie mit den Äquinoktialstunden überein. Die Scheibe bringt nun über den Zeiger die beiden Stundenangaben miteinander in Beziehung: Das Ende ist auf die Äquinoktialstunde eingestellt, die Temporalstunden sind durch die geschwungenen Linien ausgedrückt. Für die Umrechnung von einem Zeitmaß ins andere ist die Länge des Tages ausschlaggebend, die mit der Kante des Zeigers verknüpft ist: dessen Skala drückt die Zeit von Mittag bis Sonnenuntergang aus, die zwischen vier und acht Stunden schwanken kann. Beispielsweise entspricht die äquinoktiale Uhrzeit 17:30 Uhr bei einer Tageslänge von 6 3/4 Stunden fast genau der Temporalstunde 11, wenn diese von Sonnenaufgang gezählt wird. Diese Zählung wird babylonisch genannt (gepunktete geschwungene Linien), bei einer Zählung von Sonnenuntergang ab (nicht gepunktete Linien) spricht man von italienischen oder böhmischen Stunden. Weniger anzeigen

Historische Bedeutung:

Die Einteilung inTemporalstunden geht darauf zurück, dass Menschen vor der Verbreitung künstlicher Lichtquellen ihre täglichen Arbeiten nach Sonnenauf- und -untergang ausrichteten. Im christlichen ... mehr anzeigen

Die Einteilung inTemporalstunden geht darauf zurück, dass Menschen vor der Verbreitung künstlicher Lichtquellen ihre täglichen Arbeiten nach Sonnenauf- und -untergang ausrichteten. Im christlichen Mittelalter richteten die klösterlichen Gemeinschafen ihre Tagesabläufe nach Temporalstunden. Äquinoktialstunden verbreiteten sich immer stärker, nachdem im 14. Jahrhundert mechanische Uhren aufkamen. Zuvor stellten sie seit der Antike auch bei astronomischen Berechnungen die bevorzugte Stundenzählung dar. Ein dem vorliegenden sehr ähnliches Instrument ist im Museum of the History of Science in Oxford vorhanden (Inventory number 35550, http://www.mhs.ox.ac.uk/epact/catalogue.php?ENumber=32778). Weniger anzeigen

Herstellung:
Ort: Prag 1585 bis 1600
Erfinder: Habermehl, Erasmus
Eigenschaften
Material:
Ganzes Objekt: Gold, Messing
Beschriftungen:
Seite mit Zeiger, Skalenbeschriftungen, lateinisch: [Rand:] IIII V VI [...] XII I II [...] VIII [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] Tabula Pla//netarium diei [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] [Windrose mit Ziffern:] 1 [bis] 12 [außerhalb astronomische Symbole für Sonnensystem; ganz außen:] Diei Solis Diei Mercurii Diei Sabbati Diei Martis Diei Veneris Diei Lunae Diei Iovis [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] Horae Vulgares Planetariae Bohemicae inter se invicem adequatae [über gekrümmten Linien, von 1 bis 24 beschriftet] [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] ORIENS [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] OCCIDENS [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] Oriens / log: [longitudo] Diei [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] log: Noctis / Occidens
Seite mit Zeiger, Skalenbeschriftungen, lateinisch: 4 - 12, 1 - 8[Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts]Tafel der Tage der Planeten[Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts][Um Windrose:] Tag der Sonne, des Merkur, des Samstag [=Saturns], des Mars, der Venus, des Mondes, des Jupiter[Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts]Alltägliche Stunden [=Temporalstunden] der Planeten Böhmens [Tschechiens] und damit wechselseitig angeglichen [gemeint ist wohl: für Orte mit ähnlicher geograph. Breite wie Tschechien][Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts]Osten[Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts]Westen[Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts]Westen / Tageslänge[Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts]Länge der Nacht / Osten
Zeiger, Skalenbeschriftung, lateinisch: Occasus 4 5 6 7 8 [auf 1/4 genau unterteilt]
Zeiger, Skalenbeschriftung, lateinisch: Untergang
Seite mit Schattenwerfer, Skalenbeschriftungen, lateinisch: [von innen nach außen:] Erasmus Habermel fecit. [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] HORAE GENERALES [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] [Linien in Form von Spiralstücken, beschriftet je mit zwei Zahlen zwischen 1 und 12, deren Summe 12 ist] [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] Aries Taurus Gemini Capricornus Aquarius Pisces [im Uhrzeigersinn] Libra Scorpius Sagittarius Cancer Leo Virgo [gegen Uhrzeigersinn; Tierkreiszeichen jeweils in 30-Grad-Abschnitte unterteilt, Skala auf 1 Grad genau]
Seite mit Schattenwerfer, Skalenbeschriftungen, lateinisch: Von Erasmus Habermel gefertigt[Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts]Allgemeine Stunden [=Äquinoktialstunden][Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts]Widder Stier Zwillinge Steinbock Wassermann Fische Waage Skorpion Schütze Krebs Löwe Jungfrau
Maße:
Ganzes Objekt: Höhe 209mm, Breite 160mm, Dicke 12mm, Masse 0,37kg
Schattenwerfer: Länge 35mm
Kreisscheibe: Durchmesser 157mm