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Zitierweise
Gründungssammlung des Deutschen Museums.
Bearbeitet von Julia Bloemer und Benjamin Mirwald, Version vom 24.08.2016
Lizenz Bild & Text: Creative Commons License
Forschungsdaten
Sextant auf Stativ
Inventarnummer:
1908
Einordnung
Typ:
Naturwissenschaftliches Instrument
Geodätisches Instrument
Astronomisches Instrument
Sextant
Fachgebiet:
Geodäsie
Bezüge:
Ergänzung durch: 1908Z2
Stichwörter:
Spiegel, Alhidade, Navigation, Winkel, Messen, Optik, Nautik
Tags:
surveying, geodesy, alhidade, mirror, navigation, angle, measurement, optics, nautics
Beschreibung
Funktionsweise:

Sextanten sind Messgeräte, um Winkel zwischen zwei Peilrichtungen zu messen. Diesen Namen erhielten sie, weil ihr Rahmen ein Kreissegment mit 60 Grad abdeckt. Vorliegendes Instrument ist für ... mehr anzeigen

Sextanten sind Messgeräte, um Winkel zwischen zwei Peilrichtungen zu messen. Diesen Namen erhielten sie, weil ihr Rahmen ein Kreissegment mit 60 Grad abdeckt. Vorliegendes Instrument ist für astronomische sowie geographische Zwecke geeignet. Die zwei Fernrohre können gegeneinander verstellt werden, auch über Feinbewegungen. Das ganze Instrument samt den Fernrohren ist zusätzlich dreh- und kippbar. An der Spitze, dem Drehpunkt der Fernrohre, nahm eine heute leere Fassung einst einen Spiegel auf, der nicht mehr erhalten ist. Er hatte den Zweck, auch Ziele anpeilen zu können, die mehr als 60 Grad Winkeldistanz voneinander haben. Eine Besonderheit dieses Sextanten ist, dass Winkel nicht an einer kreisförmigen Skala abgelesen wurden. Stattdessen ist ein gerades Lineal mit einer nichtlinear geteilten Skala angebracht. Das Ablesemikroskop blickt durch den Rahmen des oberen Fernrohrs auf das Lineal und sollte nicht mit dem Okular dieses Fernrohres verwechselt werden. Die Feinbewegung der Fernrohre erfolgt über Tangentialschrauben, während die Spiegelhalterung auf einem Schneckenrad befestigt ist und die Schnecke über eine lange Stange an der Okularseite des Instruments gedreht werden kann. Ein drittes kleineres Fernrohr war für Distanzmessungen ausgelegt. Sein Messingtubus trägt zusätzlich eine halbkreisförmige Winkelskala mit einer Halterung für ein (nicht erhaltenes) Lot. Wie beim Spiegel ist die Halterung dieses Fernrohrs über ein Schneckenrad drehbar - aber nur in einer Achse. Die Neigung des Fernrohrs wird lediglich über eine Klemmschraube eingestellt. In diesem Fernrohr ist eine Skala im Okular angebracht (Glasmikrometer), so dass die Winkelausdehnung eines Gegenstandes direkt abgelesen werden kann. War seine Länge bekannt (etwa eine Messlatte), so kann aus beiden Angaben direkt die Entfernung ausgerechnet werden. Weniger anzeigen

Historische Bedeutung:

In erster Linie wurde dieses Gerät für die Landesvermessung konzipiert, und zwar für Messungen an besonderen Orten: auf Kirchtürmen. Sie waren beliebte Zielpunkte zum Peilen über große ... mehr anzeigen

In erster Linie wurde dieses Gerät für die Landesvermessung konzipiert, und zwar für Messungen an besonderen Orten: auf Kirchtürmen. Sie waren beliebte Zielpunkte zum Peilen über große Entfernungen. Ihr Nachteil jedoch bestand darin, dass sie oft nur kleine und schmale Fenster aufwiesen. Peter von Osterwald (1718-1778), einer der Initiatoren der Bayerischen Landesvermessung, versuchte diesen Nachteil ab den 1760er Jahren zu beheben. Er kam auf die Idee, den bei Sextanten üblichen Spiegel an der äußersten Stelle des Instruments anzubringen. So war es möglich, auch aus einem schmalen Fenster heraus einen weiten Horizont einzusehen. Zugleich konnte das Licht vieler Zielobjekte aus verschiedenen Richtungen über den Spiegel ins Messfernrohr gelenkt werden. So wie hier vor der Spitze des Messfernrohrs drehbar montiert, ließen sich gleichzeitig viele Zielpunkte nacheinander anpeilen und messen. Für die mechanisch genügend robuste Konstruktion des Instruments griff Osterwald auf die in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften bewährte Zusammenarbeit mit Georg Friedrich Brander (1713-1783) zurück. Trotz Osterwalds Bemühungen kam die Landesvermessung aber in der Herstellungszeit dieses Instruments noch nicht recht voran. Gründe dafür waren hohe Qualitätsansprüche bei gleichzeitigem Mangel an geschultem Personal. Darüber hinaus konkurrierten Kartographen wie Osterwald mit solchen aus französischen Wissenschaftstraditionen. Nicht nur inhaltliche Differenzen, sondern auch widerstreitende kommerzielle Hoffnungen der Akteure behinderten die schnelle Umsetzung der Landesvermessungspläne. Leistungsfähige Instrumente standen, wie vorliegendes Exponat zeigt, durchaus zur Verfügung. Weniger anzeigen

Herstellung:
Ort: Augsburg 1769 bis 1783
Hersteller: Brander, Georg Friedrich
Entwicklung:
1750 bis 1774
Entwickler: Osterwald, Peter von
Entwickler: Brander, Georg Friedrich
Eigenschaften
Material:
Ganzes Objekt: Pappe, Glas, Messing, Metall, Holz
Beschriftungen:
Chordenlineal, Herstellersignatur, lateinisch: 15 14 [...] 2 1 0 1 2 [...] 14 15 / [zwischen zwei dieser Zahlen jeweils kopfstehend kleinere:] 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 [Skala damit auf 0,1 unterteilt] / G. F. Brander [Lilie] fecit Aug. Vind. [Augustae Vindelicorum]
Chordenlineal, Herstellersignatur, lateinisch: Von Georg Friedrich Brander in Augsburg hergestellt
Halbkreisbogen, Skalenbeschriftungen, lateinisch: 40 35 30 25 [...] 5 Cathetus [=0] 5 10 [...] 40 [auf 1 genau geteilt] / ad rad = 50 { 30 35 40 45 Basis 45 40 35 30 [auf 1 genau geteilt] } ad rad = 50 / 60 50 40 [...] 10 Gradus [=0] 10 20 [...] 60 [auf 0,5 Grad genau geteilt]
Halbkreisbogen, Skalenbeschriftungen, lateinisch: Kathete / Basis / [Winkel-]Grad
Distanzmessfernrohr, Schneckenrad, Skalenbeschriftung: 0 10 20 30 [...] 110 [auf 1 Teil = 3 Grad genau geteilt, je einmal in beide Drehrichtungen]
Distanzmessfernrohr, Cadranscheibe, Skalenbeschriftung: 10 20 [...] 50 1 [Grad] 10 20 [...] 50 2 [Grad] 10 20 [...] 50 3 [Grad; 1 Umdrehung entspricht 3 Grad = 1 Skalenteil des Schneckenrades, auf 2 Bogenminuten genau geteilt, Bogenminuten-Beschriftung in beide Richtungen]
Spiegelhalter, Schneckenrad, Skalenbeschriftung: 0 10 20 30 [...] 80 90 80 70 [...] 10 0 10 20 30 [...] 80 90 80 70 [...] 10 0 [auf 1 Grad genau geteilt]
Maße:
Ganzes Objekt: Höhe 1520mm, Breite 765mm, Tiefe 845mm, Masse 19,5kg
Stativ: Höhe 1250mm
Horizontalkreis: Durchmesser 61mm
Vertikalbogen: Durchmesser 167mm
Gradkreis: Durchmesser horizontal 54mm, Durchmesser vertikal 166mm
Messfernrohr: Länge 770mm, freie Objektivöffnung 12mm, Objektivbrennweite, ca. 690mm, Okularbrennweite, ca. 50mm, Durchmesser Gesichtsfeldblende 14mm
Versicherungsfernrohr: Länge 770mm, freie Objektivöffnung 16mm, Objektivbrennweite, ca. 670mm, Okularbrennweite, ca. 50mm, Durchmesser Gesichtsfeldblende 14mm
Distanzmessfernrohr: Länge 347mm, freie Objektivöffnung 16mm, Objektivbrennweite, ca. 330mm, Okularbrennweite, ca. 20mm, Durchmesser Gesichtsfeldblende 10mm