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Zitierweise
Gründungssammlung des Deutschen Museums.
Bearbeitet von Julia Bloemer und Benjamin Mirwald, Version vom 24.08.2016
Lizenz Bild & Text: Creative Commons License
Forschungsdaten
Nagelgeige
Inventarnummer:
844
Einordnung
Typ:
Musikinstrument
Nagelgeige
Fachgebiet:
Schall
Stichwörter:
Resonanz, Laute, Violine, Klang, Schall, Frequenz, Tonhöhe, Akustik
Tags:
resonance, bow, lute, pitch, sound, musical instrument, music, acoustics, nail violin
Beschreibung
Funktionsweise:

Die Nagelgeige ist im eigentlichen Sinn keine Geige, sondern besteht aus einer Anzahl verschieden langer Drahtstifte. Sie werden mit einem Geigenbogen gestrichen, wobei die Länge der Nägel und ihr ... mehr anzeigen

Die Nagelgeige ist im eigentlichen Sinn keine Geige, sondern besteht aus einer Anzahl verschieden langer Drahtstifte. Sie werden mit einem Geigenbogen gestrichen, wobei die Länge der Nägel und ihr Durchmesser die Tonhöhe festlegt. Tiefer eingelassene Nägel entsprechen weitgehend den weißen Tasten auf einem Klavier, und weiter heraus ragende Nägel eher den Tönen der schwarzen Tasten. Der gespielte Ton wird durch einen Resonanzkörper aus Holz verstärkt. Die beiden um die Nägel herumgelegten Bügel dienen als Führungsleisten für den Bogen beim Spielen des Instruments. Weniger anzeigen

Historische Bedeutung:

Das Instrument wurde von einem bayerischen Kammermusiker, Johann Wilde (gestorben 1770), um 1740 während dessen Aufenthalt in Sankt Petersburg erfunden. Es verbreitete sich im 18. und in der ersten ... mehr anzeigen

Das Instrument wurde von einem bayerischen Kammermusiker, Johann Wilde (gestorben 1770), um 1740 während dessen Aufenthalt in Sankt Petersburg erfunden. Es verbreitete sich im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa; ähnliche Instrumente befinden sich zum Beispiel im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (Slg. Rück MIR 623 sowie MI 43A), und auch das Deutsche Museum besitzt eine weitere Nagelgeige (Inventarnummer 63650). Das Instrument wurde in einschlägigen Zeitschriften besprochen, so etwa im "Journal des Luxus und der Moden" (Jahrgänge 9 [1794] und 11 [1796]). Nagelgeigen spiegeln die Experimentierlust von Instrumentenbauern aus dem 18. und beginnenden 19. Jahrhundert wider, die auch mit Hilfe von sehr ungewöhnlichen Materialien und akustischen Phänomenen versuchten, Musik spielbar zu machen. Sie wurden hauptsächlich in deutschsprachigen Gebieten und in Schweden von Orgel-, Klavier- und Gitarrenbauern hergestellt - kaum von Geigenbauern. In den 1790er Jahren entsprach der Preis für eine Nagelgeige dem einer gewöhnlichen Geige und stellte somit nicht nur eine Spielerei dar. Der Geiger und Komponist Friedrich Wilhelm Rust (1739-1796) präsentierte 1787 ein "Quartetto à Violino di Ferro, Violino Primo, Violino Secondo e Basso".
In die Akademiesammlung wurde das Exponat wohl auch deshalb aufgenommen, weil sich an ihm akustische Phänomene wie Resonanzen, die Abhängigkeit der Tonhöhe von der Länge der Nägel sowie die Erzeugung von Tönen durch verschiedene Bauformen (Metallstifte) gut demonstrieren ließen. Außerdem konnte sich das Instrument nicht verstimmen, weil die Frequenz der Töne nur von der Länge der Nägel abhängt. Weniger anzeigen

Herstellung:
Ort: Lechbruck 1760 bis 1800
Hersteller: Niggl, Anton
Entwicklung:
Ort: Sankt Petersburg 1740 bis 1750
Erfinder: Wilde, Johann
Eigenschaften
Material:
Ganzes Objekt: Metall, Holz
Farbe:
Ganzes Objekt: braun
Beschriftungen:
Resonanzkörper, Oberseite, Herstellersignatur: Anton [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] Niggl [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] Lechbrugg
Resonanzkörper, Oberseite, Herstellersignatur: Anton[Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts]Niggl[Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts]Lechbruck
Resonanzkörper, Oberseite, Rand, Tonbuchstaben: D E F[is] G A H C[is] [mehrmals] [...] A
Rückseite, Inventarnummer: 844
Maße:
Ganzes Objekt: Höhe 196mm, Breite 333mm, Tiefe 265mm, Masse 0,96kg
längster äußerer Nagel: Länge 73mm, Durchmesser 3,1mm
kürzester äußerer Nagel: Länge 22mm, Durchmesser 1,7mm
Schallloch (Rosette): Durchmesser 67mm
Unterer Korpusteil: Höhe 48mm
Oberer Korpusteil: Höhe 45mm
Führung für Geigenbogen: Durchmesser 28cm, größte Höhe 78mm, kleinste Höhe 26mm
Quellen