Das vorliegende Maß stellt das sogenannte Hauptmaß eines Eudiometers dar. Dieses dient der Bestimmung des Sauerstoffgehalts einer Gasmenge durch Reaktion mit Salpetergas (hauptsächlich ... mehr anzeigen
Das vorliegende Maß stellt das sogenannte Hauptmaß eines Eudiometers dar. Dieses dient der Bestimmung des Sauerstoffgehalts einer Gasmenge durch Reaktion mit Salpetergas (hauptsächlich Stickstoffmonoxid), welche auch als Methode zur Prüfung der "Güte der atmosphärischen Luft" bezeichnet wird. Die Glasröhre ist oben mit einer Messinghaube verschlossen und endet an der Unterseite in einem Messingaufsatz mit Trichter. Auf einer Messingplatte um die Röhre herum ist eine Skala zum Ablesen der Volumenverminderung eingraviert. Das Volumen der Glassäule entspricht etwa 200 Centilitern.
Ein vollständiges Eudiometer besteht zusätzlich zum Hauptglaszylinder aus einer Phiole (vergleiche Inventarnummer 112 und 114), einer Wasserwanne sowie einer zusätzlichen Messingröhre (nicht mehr vorhanden). Der Messvorgang besteht aus zwei Schritten: dem Befüllen des Hauptmaßes mit Untersuchungsgas (beispielsweise Luft) und eudiometrischer Substanz (beispielsweise Salpeterluft) und dem Ablesen der Volumenminderung. Dafür wird zunächt die Phiole in der Wasserwanne mit einem der beiden Gase gefüllt und über den Schieber geschlossen. Dann dreht man die Phiole mit dem Trichter nach oben und lässt das Gas in das mit Wasser gefüllte Hauptmaß strömen. Innerhalb der Glasröhre steigt das Gas nach oben und verdrängt das Wasservolumen. Dieser Vorgang wird so oft wiederholt, bis sich doppelt so viel Volumen an Luft wie an Salpetergas im Hauptmaß befinden. Im zweiten Schritt wird dieses mit dem Gasgemisch und Wasser gefüllte Maß in den ebenfalls mit Wasser gefüllten Messingzylinder gebracht und mit der Öffnung nach unten in eine vorgesehene Halterung eingehängt. Die ablaufende chemische Reaktion zwischen dem sich in der Luft befindlichen Sauerstoff und dem Stickstoffmonoxid erzeugt unter anderem Stickstoffdioxid und führt zu einer Volumenminderung des Gasgemisches. Der dadurch verursachte Unterdruck lässt den Wasserpegel innerhalb der Glasröhre steigen, welcher anschließend am Gradmesser abgelesen werden kann.
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Eudiometer wurden im Zusammenhang mit Untersuchungen über Gaseigenschaften und Verbrennungsvorgänge in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verwendet und weiterentwickelt. Joseph Pristley ... mehr anzeigen
Eudiometer wurden im Zusammenhang mit Untersuchungen über Gaseigenschaften und Verbrennungsvorgänge in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verwendet und weiterentwickelt. Joseph Pristley (1733-1804) stellte als erster einen Zusammenhang zwischen der Luftminderung bei Gasreaktionen und der Tauglichkeit der Luft für menschliche und tierische Atmung her, erkannte dies jedoch nicht als Entdeckung des neuen Elements Sauerstoff, sondern nannte das Gas "dephlogisticaded air". Pristley sah in seiner Entdeckung besonders einen medizinischen Nutzen für die Heilung von Atmungskrankheiten, ähnlich wie Alessandro Volta (1745-1827) Eudiometer verwendete, um die Freisetzung von Wasserstoffgas in Sumpf- und Seegebieten als Ursache der Malaria zu untersuchen.
Das Maß stellte der herzöglich-sächsische Instrumentenmacher Friedrich Wilhelm Voigt (1770-1803) her, der in seiner Werkstatt meteorologische, physikalische und chemische Apparate baute.
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