Das Instrument konnte als Okular für verschiedene Optiken genutzt werden, so etwa am Ende eines Fernrohrs. Schaut man durch ... mehr anzeigen
Das Instrument konnte als Okular für verschiedene Optiken genutzt werden, so etwa am Ende eines Fernrohrs. Schaut man durch die Linse, dann ist außer dem Bild auch ein Netz von Messfäden sichtbar. Diese sind in einem Ring unter einem 45-Grad-Winkel zueinander gespannt, der Ring ist in der Mitte des Gehäuses eingeschoben. Der Rahmen sitzt genau in der Brennebene des Okulars, so dass das Netz beim Blick hindurch scharf abgebildet wird. Zur Justage auf bestimmte Bilddetails lässt sich der Ring mit den Fäden drehen. Durch die Schraube, deren Stellung an der Skalenscheibe (Cadranscheibe) angezeigt wird, wird ein zusätzlicher Faden parallel zu einem Faden des Netzes verschoben. Die beiden Fäden ließen sich beispielsweise auf zwei nahe beieinander stehende Sterne einstellen. Die Stellung des Fadens musste für den groben Wert an einer linearen Skala, die sich am Rand des Kastens befindet, abgelesen werden. Der Zeiger an der Scheibe gab dazu den Bruchteil zwischen zwei Skalenteilen der Linearskala an. Aus dem abgelesenen Wert konnte man dann den Winkelabstand der Sterne berechnen. Auf ähnliche Weise ließen sich mit solchen Mikrometern auch geodätische Winkel messen. Das vorliegende Mikrometer hat von seinem optischen Aufbau her jedoch besser für ein langbrennweitiges Fernrohr gedient.
An der Seite mit dem Nonius befinden sich zwei sowie in der Scheibe eine Aussparung, hinter denen je ein Innenvierkant zu sehen ist. Vermutlich dienen sie zur Justage des Fadens und des Fadenkreuzes in horizontaler respektive vertikaler Richtung.
Weniger anzeigen
Solche Okular-Mikrometer verbreiteten sich ... mehr anzeigen
Solche Okular-Mikrometer verbreiteten sich im 18. Jahrhundert vor allem mit der steigenden Qualität von Fernrohroptiken. Dass diese ein scharfes, einigermaßen von Farbfehlern freies Bild gaben, war die Voraussetzung für die Winkelmessung mit vergrößernden Optiken. Die Genauigkeit solcher Mikrometer hing daneben vor allem von zwei Faktoren ab: Zum einen von der Genauigkeit der Mikrometerschraube, denn jede Präzisionsschraube war in der Zeit eine Einzelanfertigung; zum anderen von der Übung der Beobachtenden, denn bei Messungen an Himmelsobjekten machte es die Erddrehung notwendig, die Einstellungen schnell und trotzdem sehr sorgfältig vorzunehmen. Weniger anzeigen