In der Uhr befindet sich ein exzentrisch angeordnetes Gewicht. Dieses würde, wenn man die Uhr mit der XII auf dem Zifferblatt nach oben, auf eine ebene Fläche stellt, die Uhr nach links drehen, bis ... mehr anzeigen
In der Uhr befindet sich ein exzentrisch angeordnetes Gewicht. Dieses würde, wenn man die Uhr mit der XII auf dem Zifferblatt nach oben, auf eine ebene Fläche stellt, die Uhr nach links drehen, bis die I nach oben zeigt. Stellt man die Uhr auf eine rechts nach unten gerichtete schiefe Ebene, bleibt durch das dem Gewicht entgegengesetzte Bestreben der Uhr nach unten zu rollen, die XII auf dem Zifferblatt in ihrer aufrechten Position. Der äußere "Rollkäfig" ist über einen Vierkant formschlüssig mit dem zentral angeordneten Zahnrad des Uhrwerks verbunden. Das bezüglich der Grundebene angehobene exzentrische Gewicht wirkt auf das Räderwerk der Uhr. Die Unruh wird in Bewegung versetzt, die Uhr läuft. Somit dreht sich das gesamte Uhrwerk mit Zifferblatt um das zentrale Zahnrad entgegen dem Uhrzeigersinn im Käfig. Da sich dabei das Gewicht nach unten bewegt, verlagert sich der Schwerpunkt der gesamten Einheit Uhrwerk-Käfig. Um den Gleichgewichtszustand wieder zu erlangen und der Schwerpunktverlagerung entgegen zu wirken, rollt nun der Käfig auf der schiefen Ebene um exakt den Betrag nach unten, der das exzentrische Gewicht wieder in seine ursprüngliche Position hebt. Da im Uhrwerk, im Takt der Unruh, durch die Übersetzung des Räderwerkes das Gewicht seine Position in ganz kleinen Schritten verlagert, rollt die Uhr in ebenso kleinen Schritten die schiefe Ebene hinab. Die zugehörige schiefe Ebene ist in ihrer Neigung verstellbar und ihre Länge ermöglicht der Uhr eine Gangdauer von zwölf Stunden (Autor Thomas Rebényi). Weniger anzeigen
Während der Herstellungszeit dieser Uhr war es nicht unüblich, originelle mechanische Instrumente anzufertigen. Automaten mit auf den ersten Blick ungewöhnlichen bis undurchschaubaren ... mehr anzeigen
Während der Herstellungszeit dieser Uhr war es nicht unüblich, originelle mechanische Instrumente anzufertigen. Automaten mit auf den ersten Blick ungewöhnlichen bis undurchschaubaren Funktionsprinzipien fanden sich auch in den zahlreichen Kunst- und Wunderkammern im frühneuzeitlichen Europa. Philiph Kumperger (Lebensdaten unbekannt), der Hersteller der vorliegenden Gewichtsrolluhr, ist nicht deren Erfinder. Es existiert eine sehr ähnliche, viel ältere Uhr im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart. Auch in anderen Museen und auf dem Sammlermarkt sind solche Rolluhren, teilweise mit einer Gangdauer von bis zu einer Woche, zu finden. Das Prinzip war ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts allgemein bekannt und wurde von verschiedenen Uhrmachern umgesetzt.
Krausen gibt in "Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach" an, dass eine automatische Uhr vom Tittmoninger Uhrmachermeister Philipp "Gumberger" für eine Instrumentensammlung von P. Ildephons Kennedy (1722-1804) hergestellt wurde. Teile der Sammlung, darunter die Uhr, wurden 1785 vom Kloster angekauft. Nach dessen Säkularisation wurde die Uhr der Sammlung der Bayerischen Akademie einverleibt. In den Akten im Bayerischen Hauptstaatsarchiv ist unter der Nr. 1053 ein "Uhrräderwerk" aufgeführt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei dieser Uhr um die vorliegende mit der Inventarnummer 1676.
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