Astrolabien sind grundsätzlich nützlich für verschiedene Aufgaben: 1) Mit ihnen lassend sich Sternbilder und Sterne identifizieren; 2) man kann damit die Ortszeit bestimmen; 3) erlauben sie die ... mehr anzeigen
Astrolabien sind grundsätzlich nützlich für verschiedene Aufgaben: 1) Mit ihnen lassend sich Sternbilder und Sterne identifizieren; 2) man kann damit die Ortszeit bestimmen; 3) erlauben sie die Bestimmung der Himmelsrichtungen. Zur genauen Funktionsweise sei hier auf die Literaturangaben verwiesen, denn außer zu diesen drei Grundaufgaben dienten Astrolabien auch als Hilfsmittel zur Vermessung oder bei geometrischen Berechnungen. Im Wesentlichen besitzt ein Astrolab eine Schablone, die wichtige Sternpositionen markiert, die "Rete". Sie ist drehbar über einer Scheibe mit Koordinatenlinien angebracht, die jeweils für eine feste geographische Breite gilt. Um die Rete herum befindet sich eine Zeit- und Winkelskala, die sogenannte Mater. Zum Einstellen und Ablesen von Zeiten und Winkeln ist zuoberst noch ein Zeigerlineal montiert. Die angesprochenen Aufgaben wurden dann immer dadurch gelöst, dass die verschiedenen Skalen und Teile gegeneinander verdreht wurden, so dass die gesuchte Größe letztlich ablesbar war. Bei vorliegendem Astrolabium ist das Lineal und die Rete abnehmbar, darunter liegt eine Scheibe (auch Tympanon genannt) mit Gravuren auf beiden Seiten - für geographische Breiten von 48 und 51 Grad. Im Korpus selbst sind noch Gravuren für 45 Grad eingearbeitet. Damit war das Gerät in mittleren Breiten fast überall brauchbar. Auf der Rückseite des Instruments befindet sich noch ein Quadrantenschema mit kartesischem Koordinatennetz und 90-Grad-Skala. Dieses auch Sinusquadrant genannte Schema (arabisch: Rub‘ul mujayyab) half bei trigonometrischen Berechnungen, der Messung von Höhenwinkeln der Gestirne oder der Zeitbestimmung. Weniger anzeigen
Die Idee für Astrolabien entstammte Armillarsphären (vergleiche Inventarnummer 1869). Anders als diese räumlichen Modelle für die Himmelskoordinaten wurden bei Astrolabien die Koordinaten auf eine ... mehr anzeigen
Die Idee für Astrolabien entstammte Armillarsphären (vergleiche Inventarnummer 1869). Anders als diese räumlichen Modelle für die Himmelskoordinaten wurden bei Astrolabien die Koordinaten auf eine Scheibe projiziert, daher stammen auch die krummen Skalenlinien. Erste Instrumente gab es schon in der Antike. Das Astrolab wurde im arabischen Raum weiterentwickelt und verbreitete sich auch im Hoch- und Spätmittelalter sehr weit über Europa. Es wurde nicht nur für die bei der Funktionsweise beschriebenen technischen Aufgaben eingesetzt, sondern war auch ein astrologisches Instrument. Hier wird dies an der Gestaltung deutlich: Um den Ring (Mater) herum sind die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft mit den jeweiligen Temperamenten (Sanguiniker, Pflegmatiker, Choleriker und Melancholiker) dargestellt, wohl als Merkhilfe für die Entsprechung von aristotelischen Grundelementen, psychischen Eigenschaften und "Körpersäften" aus der Humoralpathologie. Die angegebene Zuordnung zu Tobias Volckmer (1586-1659) lässt sich nicht eindeutig belegen. Von der Machart her passt das Astrolabium allerdings gut zu Volckmers Produkten, etwa einer als Objekt 20214961 im Fotoarchiv Marburg verzeichneten Sonnenuhr (https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/V4TC4GDJ6XHAJPZGLN5K6QFULMQFONBQ). Weniger anzeigen