Sextanten sind Messgeräte, um Winkel zwischen zwei Peilrichtungen zu messen. Diesen Namen erhielten sie, weil ihr Rahmen ein Kreissegment mit 60 Grad abdeckt. Vorliegendes Instrument ist für ... mehr anzeigen
Sextanten sind Messgeräte, um Winkel zwischen zwei Peilrichtungen zu messen. Diesen Namen erhielten sie, weil ihr Rahmen ein Kreissegment mit 60 Grad abdeckt. Vorliegendes Instrument ist für astronomische sowie geographische Zwecke geeignet. Die zwei Fernrohre können gegeneinander verstellt werden, auch über Feinbewegungen. Das ganze Instrument samt den Fernrohren ist zusätzlich dreh- und kippbar. An der Spitze, dem Drehpunkt der Fernrohre, nahm eine heute leere Fassung einst einen Spiegel auf, der nicht mehr erhalten ist. Er hatte den Zweck, auch Ziele anpeilen zu können, die mehr als 60 Grad Winkeldistanz voneinander haben. Eine Besonderheit dieses Sextanten ist, dass Winkel nicht an einer kreisförmigen Skala abgelesen wurden. Stattdessen ist ein gerades Lineal mit einer nichtlinear geteilten Skala angebracht. Das Ablesemikroskop blickt durch den Rahmen des oberen Fernrohrs auf das Lineal und sollte nicht mit dem Okular dieses Fernrohres verwechselt werden. Die Feinbewegung der Fernrohre erfolgt über Tangentialschrauben, während die Spiegelhalterung auf einem Schneckenrad befestigt ist und die Schnecke über eine lange Stange an der Okularseite des Instruments gedreht werden kann. Ein drittes kleineres Fernrohr war für Distanzmessungen ausgelegt. Sein Messingtubus trägt zusätzlich eine halbkreisförmige Winkelskala mit einer Halterung für ein (nicht erhaltenes) Lot. Wie beim Spiegel ist die Halterung dieses Fernrohrs über ein Schneckenrad drehbar - aber nur in einer Achse. Die Neigung des Fernrohrs wird lediglich über eine Klemmschraube eingestellt. In diesem Fernrohr ist eine Skala im Okular angebracht (Glasmikrometer), so dass die Winkelausdehnung eines Gegenstandes direkt abgelesen werden kann. War seine Länge bekannt (etwa eine Messlatte), so kann aus beiden Angaben direkt die Entfernung ausgerechnet werden. Weniger anzeigen
In erster Linie wurde dieses Gerät für die Landesvermessung konzipiert, und zwar für Messungen an besonderen Orten: auf Kirchtürmen. Sie waren beliebte Zielpunkte zum Peilen über große ... mehr anzeigen
In erster Linie wurde dieses Gerät für die Landesvermessung konzipiert, und zwar für Messungen an besonderen Orten: auf Kirchtürmen. Sie waren beliebte Zielpunkte zum Peilen über große Entfernungen. Ihr Nachteil jedoch bestand darin, dass sie oft nur kleine und schmale Fenster aufwiesen. Peter von Osterwald (1718-1778), einer der Initiatoren der Bayerischen Landesvermessung, versuchte diesen Nachteil ab den 1760er Jahren zu beheben. Er kam auf die Idee, den bei Sextanten üblichen Spiegel an der äußersten Stelle des Instruments anzubringen. So war es möglich, auch aus einem schmalen Fenster heraus einen weiten Horizont einzusehen. Zugleich konnte das Licht vieler Zielobjekte aus verschiedenen Richtungen über den Spiegel ins Messfernrohr gelenkt werden. So wie hier vor der Spitze des Messfernrohrs drehbar montiert, ließen sich gleichzeitig viele Zielpunkte nacheinander anpeilen und messen. Für die mechanisch genügend robuste Konstruktion des Instruments griff Osterwald auf die in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften bewährte Zusammenarbeit mit Georg Friedrich Brander (1713-1783) zurück. Trotz Osterwalds Bemühungen kam die Landesvermessung aber in der Herstellungszeit dieses Instruments noch nicht recht voran. Gründe dafür waren hohe Qualitätsansprüche bei gleichzeitigem Mangel an geschultem Personal. Darüber hinaus konkurrierten Kartographen wie Osterwald mit solchen aus französischen Wissenschaftstraditionen. Nicht nur inhaltliche Differenzen, sondern auch widerstreitende kommerzielle Hoffnungen der Akteure behinderten die schnelle Umsetzung der Landesvermessungspläne. Leistungsfähige Instrumente standen, wie vorliegendes Exponat zeigt, durchaus zur Verfügung. Weniger anzeigen