Die Bezeichnung "Quadrant" rührt daher, dass der Ring zur Einstellung des Fernrohrs ein Viertelkreisbogen ist. Die Mechanik war so konstruiert, dass man mit dem Fernrohr den Azimutwinkel (das ist die ... mehr anzeigen
Die Bezeichnung "Quadrant" rührt daher, dass der Ring zur Einstellung des Fernrohrs ein Viertelkreisbogen ist. Die Mechanik war so konstruiert, dass man mit dem Fernrohr den Azimutwinkel (das ist die Himmelsrichtung, deswegen "Azimutalquadrant") und die Höhe eines Gestirns messen konnte. Beide Bewegungen lassen sich sowohl grob verstellen als auch fein justieren. Der Feintrieb der Horizontalbewegung ist aber nicht erhalten. Zunächst wurde das Instrument mittels eines Lots (ebenfalls nicht erhalten) und der verstellbaren Füße waagrecht justiert. Außerdem musste für Messungen die Nord-Süd-Linie genau bekannt sein (vergleiche Sonnenquadrant Inventarnummer 700). Dann konnte ein Beobachter ein Gestirn einstellen und schließlich über die Nonien und die Skalenscheiben (Cadranscheiben) die Winkelkoordinaten ablesen. Das waagrecht montierte zweite Fernrohr hat den Zweck, die Aufstellung des Instruments zu kontrollieren. Zwischen den einzelnen Messungen versicherte man sich jeweils, dass darin immer noch genau das gleiche ferne Objekt am Horizont eingestellt war wie zuvor. Daher wird es Versicherungsfernrohr genannt. Weniger anzeigen
Astronomische Positionsbestimmung spielte im 18. Jahrhundert eine so große Rolle, weil sie die Voraussetzung sowohl für die Überprüfung der keplerschen Gesetze, als auch für die Berechnung ... mehr anzeigen
Astronomische Positionsbestimmung spielte im 18. Jahrhundert eine so große Rolle, weil sie die Voraussetzung sowohl für die Überprüfung der keplerschen Gesetze, als auch für die Berechnung genauer Kalenderdaten (zum Beispiel des Osterdatums) war. Zudem hing sie eng mit der Landvermessung und Zeitbestimmung zusammen. Zunächst wurden Koordinaten mit großen Mauerquadranten gemessen, die fest auf die Nord-Süd-Richtung eingestellt waren. Ein großer Radius geht mit größeren Abständen zwischen den Teilstrichen auf der Winkelskala einher; deshalb betrachtete man die Größe auch als Maß für die Genauigkeit eines Quadranten. Solche Instrumente ließen jeweils nur eine kurze Beobachtung eines Sternes zu, wenn er durch die Erddrehung genau im Süden stand, so dass man ihn im Gesichtsfeld des Beobachtungsfernrohres einstellen konnte. Demgegenüber war der vorliegende Quadrant auf jede beliebige Himmelsrichtung einstellbar. Das stellte aber hohe Anforderungen an die Aufstellung, weswegen der Quadrant auf einem so massiven Holzsockel befestigt werden musste. Große, schwere Instrumente waren aber, wie sich herausstellte, schwer zu justieren und aufwändig in der Benutzung. Zudem mussten erhebliche Vorkehrungen getroffen werden, um Durchbiegungen zu vermeiden, hier etwa die Stahlverstärkung des Viertelkreisbogens. Dieses Problem diskutierten Johann Heinrich Lambert (1728-1777) und Georg Friedrich Brander (1713-1783) in ihren Briefen und kamen zu dem Schluss, dass nicht notwendigerweise größere Kreise genauere Messungen garantierten. Kleinere, handlichere Geräte verbreiteten sich dementsprechend ab Ende des 18. Jahrhunderts immer stärker. Vorliegender Quadrant wurde von Brander gebaut, weil die Mitglieder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Jahr 1761 den Durchgang der Venus vor der Sonne beobachten wollten. Das Ereignis beobachtete Brander zusammen mit Akademikern und hochstehenden Persönlichkeiten in München. Vielerorts gab es ähnliche Treffen, um das Ereignis zu verfolgen, denn aus den Ergebnissen konnte die damals noch schlecht bekannte Entfernung der Erde von der Sonne gemessen werden. In München wurde aus den Daten auch ein besonders genauer Wert für die geographische Länge der Sternwarte abgeleitet. Brander baute ähnliche Azimutalquadranten für die Sternwarte Kremsmünster (1754) und für Forscher in Ingolstadt (1768) und Zürich. Weniger anzeigen