Das Instrument entspricht in Form und Aufmachung einem Geschützquadranten: Dieser wurde zum Beispiel in eine Kanone so eingesteckt, dass man mit dem Winkelmesser die Neigung ihres Laufes bestimmen konnte. Diese Angabe war für die Berechnung der Reichweite oder der nötigen Pulvermenge notwendig. Zusätzlich weist das Instrument eine Rechenhilfe auf: Am Vierkantstab sind an den vier Seiten Skalen für die Materialien "Blei", "Stain" [Stein] und "Eisen", die vierte Seite trägt eine Skala für "Zal" [=Zahl]. Mit den kubischen Skalen konnte vom Durchmesser eines Projektils auf seine Masse geschlossen werden. Am Winkelmesser befinden sich zwei Ösen, die längs des Vierkantstabes angebracht sind und eine Aufnahme für eine Visiereinrichtung, eine Libelle oder anderes Zubehör darstellen könnten. Weniger anzeigen

Die Mechanik und Ballistik war aufgrund der häufigen kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa im 18. und 19. Jahrhundert ein für die Fürsten wichtiger Teil der Naturwissenschaft. Die Soldaten benötigten für die Handhabung der immer weniger durch Intuition bedienbaren Kriegstechnik auch entsprechende Hilfsmittel, um möglichst genau zu treffen. Dieser Geschützquadrant konnte beispielsweise mit Entfernungsmessern kombiniert werden. Von dem Hersteller Niernberger ist in der Akademiesammlung auch noch ein Messingmaßstab (Inventarnummer 1547) vorhanden. Die beiden Objekte gehören offenbar zusammen, weil auch der Messingmaßstab Skalen für "Stain", "Eisen" und "Blei" trägt. Bei Niernberger handelt es sich wahrscheinlich um Benedikt Friedrich Niernberger (Lebensdaten unbekannt) aus Regensburg, der auch Prediger und schon 1759 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften war. Weniger anzeigen