Der ganze Mechanismus trieb die Nachführung des Sternphotometer-Fernrohrs Inventarnummer 4278 an. Wegen der Erddrehung würde ein Stern bei hoher Vergrößerung nur wenige Minuten im Gesichtsfeld des ... mehr anzeigen
Der ganze Mechanismus trieb die Nachführung des Sternphotometer-Fernrohrs Inventarnummer 4278 an. Wegen der Erddrehung würde ein Stern bei hoher Vergrößerung nur wenige Minuten im Gesichtsfeld des Fernrohrs zu sehen sein. Deshalb wurde das Fernrohr ganz langsam um eine Achse gedreht, die parallel zur Erdachse eingestellt werden musste. Normalerweise wurden dazu kompakte Uhrwerksantriebe benutzt. Weil Schwerds photometrisches Verfahren aber nur dann zuverlässig angewandt werden konnte, wenn die Position des Sterns konstant blieb, ersann er eine besonders robuste und genaue Nachführmechanik. Dabei wirkt die Zugkraft der Gewichtszylinder (Inv.-Nrn. 4279Z2 mit 4279Z3) als Antriebskraft, das Pendel dient zur Regulation der Apparatur. Wie bei einem Uhrwerk konnten die Gewichte mit einer Kurbel (Inventarnummer 4279Z5) aufgezogen, also im Gehäuse angehoben, werden. Ein Ausgleichsgewicht (Inventarnummer 4279Z4) hielt das Seil auf Spannung. Über eine gezahnte Rolle und Zahnräder im Deckel des Gehäuses wird die senkrechte Stahlachse in Drehung versetzt. Diese Drehung wird im Fuß des Gehäuses wiederum auf eine waagrechte Achse übertragen, an deren Ende ein Kardangelenk sitzt. Dort konnte die Montierung des Photometer-Teleskops angeschlossen werden. Diese Mechanik muss in ihrer Geschwindigkeit reguliert werden. Schwerd realisierte das mittels eines langen, massiven Rotationspendels. Das Pendel schwingt dabei nicht in einer Ebene, sondern auf einer Kegelfläche, und die Schwingungsdauer ist durch die Pendellänge vorgegeben. Es ist im Deckel des Kastens auf zwei Schneiden gelagert, so dass seine Spitze einen Kreis beschreibt und dabei in einen Führungsarm greift. Dessen Drehachse ist über ein Getriebe im Fuß des Kastens mit der Stahlachse gekoppelt. So wurde deren Drehgeschwindigkeit durch die Pendel-Schwingungsdauer gesteuert und eine recht stabile Drehgeschwindigkeit des Photometer-Fernrohrs erreicht. Weniger anzeigen
Auf das Forschungs- beziehungsweise Beobachtungsfeld der Photometrie wurde Friedrich Magnus Schwerd (1792-1871) ... mehr anzeigen
Auf das Forschungs- beziehungsweise Beobachtungsfeld der Photometrie wurde Friedrich Magnus Schwerd (1792-1871) durch eine Preisaufgabe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien geführt, die 1855 und noch einmal 1857 ausgeschrieben wurde. In dieser Preisaufgabe hieß es: "Es sind möglichst zahlreiche und möglichst genaue photometrische Bestimmungen von Fixsternen in solcher Anordnung und Ausdehnung zu liefern, dass der heutigen Himmelskunde eine bedeutender Fortschritt erwächst." Die bis dahin existierende Photometrie basierte auf dem bloß subjektiven Vergleich der zu bestimmenden Lichtintensität (Sterngröße) mit der eines Normgestirns ("Capella" entspricht +0,2) oder einer Normlampe. Schon auf dem Kongress der "Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte" von 1858 in Karlsruhe berichtete Schwerd über die neuartige Konstruktion und die vielfältigen Möglichkeiten des von ihm entwickelten Gerätes. Mit ihm konnte Schwerd die Messgenauigkeit auf +/- 2,5 Prozent einer Größenklasse verbessern und nachweisen, dass der subjektive Fehleranteil nur noch 0,5 Prozent ausmachte. Eine Lochwalzenregistrierung, die ein Protokoll der Ergebnisse in der Dunkelheit und dessen Auswertung am Tage ermöglichte, bot einen ungewöhnlichen Bedienungskomfort. Schwerd selbst bezeichnete das Photometer wiederholt als die reifste naturwissenschaftlich-technische Leistung seines Lebens. Allerdings war es derartig kompliziert, dass es sich - anders als er erhofft und immer wieder propagiert hatte - gegenüber dem parallel von dem Leipziger Astrophysiker Karl Friedrich Zöllner (1834-1882) entwickelten Gerät in der astronomischen Beobachtungspraxis nicht durchsetzen konnte (Autor Andreas Kühne). Weniger anzeigen