Dieses doppelte Fernrohr zeigt ein aufrechtes Bild, es ist also ein terrestrisches Fernrohr. Die Möglichkeit, beidäugig durchzusehen, machte eine besondere Konstruktion notwendig: Der Abstand seiner ... mehr anzeigen
Dieses doppelte Fernrohr zeigt ein aufrechtes Bild, es ist also ein terrestrisches Fernrohr. Die Möglichkeit, beidäugig durchzusehen, machte eine besondere Konstruktion notwendig: Der Abstand seiner beiden Objektive und Okulare lässt sich jeweils über ein trapezförmiges Gelenk verstellen. Beim Beobachten wurden diese Gelenke so justiert, dass erstens die optischen Achsen der beiden Fernrohre parallel waren und diese auch auf den Augenabstand der Person passten. Scharf gestellt wurde das Fernrohr, indem der innere (okularseitige) Teil des Tubus aus der umgebenden (objektivseitigen) Hülle herausgezogen wurde. Für den Schutz der Optik ist bei den Objektiven eine Kappe mit zwei Schiebern vorhanden, bei den Okularen erfüllt eine Kappe mit zwei Klappen diese Funktion.
Ein im Jahr 2013 von Christie's versteigertes sehr ähnliches Fernrohr ist zusätzlich noch mit einem Stativ ausgestattet. Für eine freihändige Beobachtung ist auch bei vorliegendem Fernrohr die Vergrößerung zu hoch.
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Um 1700 war Norditalien ein Zentrum der Fernrohrherstellung. Die Linsenfernrohre waren gerade seit etwa einhundert Jahren verbreitet, so dass sich Standardtechniken für ihre Herstellung entwickelt ... mehr anzeigen
Um 1700 war Norditalien ein Zentrum der Fernrohrherstellung. Die Linsenfernrohre waren gerade seit etwa einhundert Jahren verbreitet, so dass sich Standardtechniken für ihre Herstellung entwickelt hatten. Meist waren Fernrohrgehäuse (Tubi) noch aus Pappe gefertigt und mit Buntpapier oder Leder überzogen. Bei diesem Gerät war es notwendig geworden, den Abstandsmechanismus in Metall zu bauen. Anders wäre eine genaue Justierung der Optik nicht möglich gewesen. Binokulare Teleskope wie dieses waren der Versuch, den Einblick für die beobachtende Person bequemer zu gestalten. Fernrohre konnten sich noch um 1700 nur wenige leisten. Zwar nutzten sie auch Militärs, doch Geräte wie das vorliegende erfüllten stark die Funktion eines Statussymbols - so ist auch die künstlerische Ausgestaltung erklärbar. Der Hersteller Petrus Patronus (Lebensdaten unbekannt) stellte außer solchen Fernrohren auch schmuckvolle Mikroskope her. Mit der Widmung passte er sich zudem den kurz zuvor veränderten Machtverhältnissen an. Der Habsburger Kaiser Karl VI. hatte im Verlauf des spanischen Erbfolgekrieges auch die Macht über Mailand erlangt. Wie das vorliegende Fernrohr über die Alpen gelangte, ist nicht überliefert. Es taucht in einem Verzeichnis von Geräten des physikalischen Kabinetts aus Mannheim von 1802 auf. Bei der Auflösung der Kurpfälzischen Akademie wurde es 1803 nach München geholt zusammen mit einigen Dutzend anderen Objekten. Für die Transaktion war der Akademie-Kurator Maximus von Imhof (1758-1817) zuständig, der über die Verlegung der Objekte mit Johann Melchior Güthe (1753-1812) korrespondierte (wir danken Peter Winkler für diesen Hinweis). Weniger anzeigen