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Zitierweise
Gründungssammlung des Deutschen Museums.
Bearbeitet von Julia Bloemer und Benjamin Mirwald, Version vom 24.08.2016
Lizenz Bild & Text: Creative Commons License
Forschungsdaten
Binokulares Fernrohr
Inventarnummer:
647
Einordnung
Typ:
Fernrohr
Fachgebiet:
Astronomie
Stichwörter:
Strahlengang, Blende, Linse, Brennweite, Optik, Fernglas, Binokular, Teleskop
Tags:
light path, diaphragm, aperture, iris, lens, focal length, binoculars, telescope, optics, light
Beschreibung
Funktionsweise:

Dieses doppelte Fernrohr zeigt ein aufrechtes Bild, es ist also ein terrestrisches Fernrohr. Die Möglichkeit, beidäugig durchzusehen, machte eine besondere Konstruktion notwendig: Der Abstand seiner ... mehr anzeigen

Dieses doppelte Fernrohr zeigt ein aufrechtes Bild, es ist also ein terrestrisches Fernrohr. Die Möglichkeit, beidäugig durchzusehen, machte eine besondere Konstruktion notwendig: Der Abstand seiner beiden Objektive und Okulare lässt sich jeweils über ein trapezförmiges Gelenk verstellen. Beim Beobachten wurden diese Gelenke so justiert, dass erstens die optischen Achsen der beiden Fernrohre parallel waren und diese auch auf den Augenabstand der Person passten. Scharf gestellt wurde das Fernrohr, indem der innere (okularseitige) Teil des Tubus aus der umgebenden (objektivseitigen) Hülle herausgezogen wurde. Für den Schutz der Optik ist bei den Objektiven eine Kappe mit zwei Schiebern vorhanden, bei den Okularen erfüllt eine Kappe mit zwei Klappen diese Funktion.
Ein im Jahr 2013 von Christie's versteigertes sehr ähnliches Fernrohr ist zusätzlich noch mit einem Stativ ausgestattet. Für eine freihändige Beobachtung ist auch bei vorliegendem Fernrohr die Vergrößerung zu hoch. Weniger anzeigen

Historische Bedeutung:

Um 1700 war Norditalien ein Zentrum der Fernrohrherstellung. Die Linsenfernrohre waren gerade seit etwa einhundert Jahren verbreitet, so dass sich Standardtechniken für ihre Herstellung entwickelt ... mehr anzeigen

Um 1700 war Norditalien ein Zentrum der Fernrohrherstellung. Die Linsenfernrohre waren gerade seit etwa einhundert Jahren verbreitet, so dass sich Standardtechniken für ihre Herstellung entwickelt hatten. Meist waren Fernrohrgehäuse (Tubi) noch aus Pappe gefertigt und mit Buntpapier oder Leder überzogen. Bei diesem Gerät war es notwendig geworden, den Abstandsmechanismus in Metall zu bauen. Anders wäre eine genaue Justierung der Optik nicht möglich gewesen. Binokulare Teleskope wie dieses waren der Versuch, den Einblick für die beobachtende Person bequemer zu gestalten. Fernrohre konnten sich noch um 1700 nur wenige leisten. Zwar nutzten sie auch Militärs, doch Geräte wie das vorliegende erfüllten stark die Funktion eines Statussymbols - so ist auch die künstlerische Ausgestaltung erklärbar. Der Hersteller Petrus Patronus (Lebensdaten unbekannt) stellte außer solchen Fernrohren auch schmuckvolle Mikroskope her. Mit der Widmung passte er sich zudem den kurz zuvor veränderten Machtverhältnissen an. Der Habsburger Kaiser Karl VI. hatte im Verlauf des spanischen Erbfolgekrieges auch die Macht über Mailand erlangt. Wie das vorliegende Fernrohr über die Alpen gelangte, ist nicht überliefert. Es taucht in einem Verzeichnis von Geräten des physikalischen Kabinetts aus Mannheim von 1802 auf. Bei der Auflösung der Kurpfälzischen Akademie wurde es 1803 nach München geholt zusammen mit einigen Dutzend anderen Objekten. Für die Transaktion war der Akademie-Kurator Maximus von Imhof (1758-1817) zuständig, der über die Verlegung der Objekte mit Johann Melchior Güthe (1753-1812) korrespondierte (wir danken Peter Winkler für diesen Hinweis). Weniger anzeigen

Herstellung:
Ort: Milano 1714
Hersteller: Patronus, Petrus
Entwicklung:
Ort: Orléans 1660 bis 1670
Entwickler: Orléans, Chérubin d'
Eigenschaften
Material:
Ganzes Objekt: Papier, Metall, Glas, Holz, Leder
Beschriftungen:
Tubus, verdeckbare Seite, Herstellersignatur, lateinisch: PETRUS PATRONUS / SAC:CAESAE ET CATAE. / MAIESIS. OPTICUS / MEDLANI 1714. [Petrus Patronus / Sacrae caesariae et catholicae / Maiestatis Opticus / Mediolanum]
Tubus, verdeckbare Seite, Herstellersignatur, lateinisch: Petrus Patronus / der heiligen kaiserlichen und katholischen / Majestät [wohl Karl VI. (Franz Joseph Wenzel Balthasar Johann Anton Ignaz)] Optiker / aus Mailand (Milano)
Tubus, Außenseite, Inventarnummer, Papieraufkleber: 60 / m
Objektivabdeckung, Beschreibung, lateinisch: AGIT.IN PUNCTO
Objektivabdeckung, Beschreibung, lateinisch: Es erzeugt einen Punkt [gemeint ist: Das Objektiv bündelt paralleles Licht auf einen Punkt]
Okulare, Montagemarkierung: A [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] B
Objektive, Montagemarkierung: C [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] D
Tubus, Außenseite, Inventarnummer (weiße Farbe): 647
Okularabdeckung, Inventarnummer (weiße Farbe): zu 647
Okularabdeckung, Beschreibung, lateinisch: VISIO [Fortsetzung an einer anderen Stelle des Objekts] PERFECTA
Okularabdeckung, Beschreibung, lateinisch: Vollkommener Anblick
Maße:
Ganzes Objekt: Höhe 70mm, Breite 125mm, Tiefe 453mm, Masse 0,86kg
Quellen
Literatur:
Court, Thomas H.; Rohr, Moritz von: A history of the development of the telescope from about 1675 to 1830 based on documents in the court collection. (Stand 20.06.2016), S. hier: 215-216.
Turner, Anthony: Early scientific instruments. Europe 1400-1800. London: Sotheby 1987, S. 98 (Tafel XVIII).
Archivquellen:
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (1803–1804): Auflösung Akademie Mannheim (MA 82303)