Eine Tertie ist der sechzigste Teil einer Sekunde. Das vorliegende Instrument erlaubte es, Tertien und Sekunden zu zählen. Es erfüllte die gleiche Aufgabe wie eine Stoppuhr und maß Zeitabschnitte ... mehr anzeigen
Eine Tertie ist der sechzigste Teil einer Sekunde. Das vorliegende Instrument erlaubte es, Tertien und Sekunden zu zählen. Es erfüllte die gleiche Aufgabe wie eine Stoppuhr und maß Zeitabschnitte bis zu einer Minute Länge. Angetrieben wurde das Instrument von einem massiven Pendel, das kardanisch aufgehängt ist (Aufhängung in zwei sich schneidenden, zueinander rechtwinkligen Drehlagern). Anders als bei Pendeluhren schwingt es hier aber nicht in einer Ebene hin und her, sondern seine Spitze beschreibt idealerweise einen Kreis. Der Instrumentenbauer Johann Adolf Repsold (1838-1919) beschreibt: "Das in 1 Sekunde umlaufende Pendel schwingt um zwei Schneiden und wird an einer Verlängerung der Pendelstange nach oben durch einen, von dem flachliegenden Uhrwerk angetriebenen Flügel herumgeführt." Das Werk setzt die Pendelbewegung auf die drei oben liegenden Zeiger um. Das Besondere dabei ist, dass das Werk dadurch keine Hemmung benötigt, sondern dass die Ablaufgeschwindigkeit durch die kontinuierlich rotierende Bewegung des Pendels reguliert wird. Der nach oben seitlich aus dem Gehäuse ragende Drücker startet und stoppt den längsten Zeiger, den Tertienzeiger. Das Werk des Zählers wird von einer Zugfeder in einer zylindrischen Dose (Federhaus) angetrieben. Ihre Zugkraft wird durch eine Kette auf die Schnecke übertragen, die wiederum das Werk antreibt.
Das Pendel lässt sich mit einer zentralen Schraube an der Pendelspitze arretieren. Dies dient zur Transportsicherung. Eine Kontrollmessung am 13.10.2014 ergab, dass die Kraftübertragung auf das Werk und den Tertienzeiger zwar etwas schwankt, der Zähler aber trotzdem in einer Minute Messzeit noch sehr genau 60 Sekunden anzeigt.
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Mit dem Instrument wollte Joseph Liebherr (1767-1840) eine besonders genaue Zeitmessung möglich machen. Diese wurde vor allem in der Astronomie benötigt, wenn es etwa um die Synchronisation von ... mehr anzeigen
Mit dem Instrument wollte Joseph Liebherr (1767-1840) eine besonders genaue Zeitmessung möglich machen. Diese wurde vor allem in der Astronomie benötigt, wenn es etwa um die Synchronisation von Uhren ging. Auch scheinbare Begegnungen von Himmelskörpern, etwa Sternbedeckungen durch den Mond, wollten Astronomen im 19. Jahrhundert immer genauer messen können. Denn die Kenntnis von genauen Zeiten beziehungsweise Zeitunterschieden erlaubte es, weitere Größen zu berechnen: So etwa die Entfernungen der Himmelskörper voneinander. Dass Liebherr für sein Instrument allerdings die überholte Tertie (sechzigstel Sekunde) als Einheit wählte, zeigt eine noch immer starke Bedeutung althergebrachter Methoden in der Astronomie der Mitte des 19. Jahrhunderts. Weniger anzeigen