Der Name der Horizontalsonnenuhr leitet sich daraus ab, dass die Fläche für den Schattenwerfer horizontal ausgerichtet ist. Durch die Erddrehung scheint die Sonne jeden Tag einen Kreisbogen um diese ... mehr anzeigen
Der Name der Horizontalsonnenuhr leitet sich daraus ab, dass die Fläche für den Schattenwerfer horizontal ausgerichtet ist. Durch die Erddrehung scheint die Sonne jeden Tag einen Kreisbogen um diese Achse herum am Himmel zu durchlaufen. Die Ziffern vier bis zwölf (vormittags) und eins bis acht (nachmittags) bezeichnen so die Stunden der sogenannten wahren Ortszeit. Diese stimmt aber nicht mit der mittleren Sonnenzeit (= mittlere Ortszeit) überein, denn diese bezieht sich auf eine wie in einem Uhrwerk immer gleichförmig ablaufende Zeit. Der Sonnenlauf ist jedoch nur näherungsweise gleichförmig. Für Abweichungen sorgen die Neigung der Erdachse sowie die Tatsache, dass die Erdbahn kein Kreis, sondern eine Ellipse ist. Der Faden lässt sich über eine kleine Schraube an der Oberseite seiner Halterung spannen und gleichzeitig auf eine genaue Neigung justieren. Diese Sonnenuhr besitzt über das äußere Zifferblatt hinaus auch noch ein zweites inneres auf einer Scheibe mit zwei Griffen, die offenbar drehbar in die Grundplatte eingelassen ist. Die Grundplatte weist am Rand zu dieser Scheibe eine zweite Skala auf, die von eins bis 30 läuft. Auf beiden Skalen entsprechen24 Stunden der Zahl 30. Die Abschnitte der Scheibe sind jeweils in 12 Teile geteilt, so dass ein Teilstrich einem Winkel von genau einem Grad entspricht (12 x 30 = 360). Am Rand der Sonnenuhr haben die 30 Abschnitte jeweils vier Unterteilungen, entsprechend drei Grad pro Skalenteil. Weniger anzeigen
In der Zeit bis zum 18. Jahrhundert war die wahre Ortszeit für die meisten Alltagsgeschäfte noch völlig ausreichend, Abweichungen von wenigen Minuten bis hin zu Viertelstunden behinderten meist ... mehr anzeigen
In der Zeit bis zum 18. Jahrhundert war die wahre Ortszeit für die meisten Alltagsgeschäfte noch völlig ausreichend, Abweichungen von wenigen Minuten bis hin zu Viertelstunden behinderten meist nicht die wichtigen Geschäfte und Arbeiten der Menschen. Dies änderte sich, als sich immer rationalisiertere Produktionsmethoden durchsetzten, die auf Arbeitsteilung und somit Schichtplänen beruhten, aber auch durch neue Verkehrsmittel wie Eisenbahnen, deren Fahrpläne auf verlässlichen Zeitangaben basierten. Zudem setzten sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts mechanische Uhren mehr und mehr durch, da ihre Genauigkeit zunahm. Nun war es wichtig, die Zeitangaben dieser mechanischen Uhren mit denen der Sonnenuhren zu vergleichen. Während erstere aufgrund ihrer Bauart nur eine gleichförmige Zeitangabe darstellen konnten, lieferten Sonnenuhren nur ein Abbild des Sonnenstands. Objekte wie das vorliegende wurden daher genutzt, um den Unterschied zu illustrieren und den Nutzern von Uhren die Umrechnungsmethoden beizubringen. Dieses Instrument ist damit gleichzeitig ein Messintrument und ein Nachschlagewerk.
Der Hersteller Cristian Crentzin (1720-1780) baute in München unter anderem auch eine Salzspindel (Inventarnummer 30), einen Geschützquadrant (Deutsches Museum, Inventarnummer 10499) sowie ein Scheibeninstrument (Inventarnummer 43803). Er war sogenannter Eisendrechsler und in dieser Eigenschaft als Hofhandwerker von Zunftbeschränkungen teils befreit. Für die Stadt München hat er unter anderem auch genaue Waagen hergestellt. Dazu hatte er auch eine Drehmaschine gebaut. Für geometrische Berechnungen zu einem seiner Instrumente erhoffte er sich allerdings Hilfestellungen durch Eusebius Amort (1692-1775), einen gelehrten Augustinerchorherrn.
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