Als kurioses Lehrmittel sollten die Purzelmännchen automatisch die Treppe hinabsteigen. Dazu wurde eins der Männchen auf die oberste, das davor auf die zweitoberste Stufe der Treppe gestellt. Dann ... mehr anzeigen
Als kurioses Lehrmittel sollten die Purzelmännchen automatisch die Treppe hinabsteigen. Dazu wurde eins der Männchen auf die oberste, das davor auf die zweitoberste Stufe der Treppe gestellt. Dann vollführte das hintere Männchen einen Salto, landete auf der Stufe vor seinem vormaligen Vordermann, und das Spiel wiederholte sich so lange, bis die Männchen am Ende der Treppe angekommen waren. Der Mechanismus wird wahrscheinlich mit Quecksilber angetrieben, das innerhalb der Röhrchen fließt, die von den beiden Männchen getragen werden. Wenn das Quecksilber ans untere Ende der Röhrchen fließt, verlagert sich der Schwerpunkt des ganzen Körpers dorthin. Da die Männchen drehbar an den Röhren hängen, wird damit die hintere Figur nach oben gehoben. Nun muss das hintere Männchen noch in Drehung versetzt werden, denn der Abstand beider reicht nicht für einen einfachen Sprung aus. Das hintere Männchen würde mit den Füßen am Kopf des vorderen hängen bleiben. Die Drehung wird über jeweils einen der beiden Fäden ausgelöst, die zwischen den Schultern der beiden Männchen verlaufen: Der eine Faden ist an der Schulter-Rückseite befestigt. Dieser Faden endet beim anderen Männchen ebenfalls an der Schulter-Rückseite. Der andere Faden ist bei beiden Männchen an der Vorderseite der Schulter befestigt. Der rückwärtige Faden verläuft beim hinteren Männchen oben um die Schulter herum. Hebt dieses Männchen ab, so wird es durch die Fadenspannung in eine Drehung vorwärts versetzt. Der zweite Faden ist dafür verantwortlich, dass diese Drehung rechtzeitig wieder stoppt, wenn das Männchen seinen Überschlag vollendet hat und auf der vorderen Stufe landet. Der Drehimpuls wird somit vom einen auf das andere Männchen übertragen.
Weitere Treppenläufer sind im Deutschen Museum unter Inventarnummer 66218 vorhanden, diese sind allerdings als Purzelfrauen ausgeführt.
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Das physikalische Spiel faszinierte die Menschen durch den flüssigen Bewegungsablauf, der fast menschenähnlich anmutet. Im Lehrbetrieb wurden die Treppenläufer zur Veranschaulichung der ... mehr anzeigen
Das physikalische Spiel faszinierte die Menschen durch den flüssigen Bewegungsablauf, der fast menschenähnlich anmutet. Im Lehrbetrieb wurden die Treppenläufer zur Veranschaulichung der veränderlichen Lage des Schwerpunkts verwendet. Zudem demonstrieren die Figuren, wie Lagenenergie in Bewegungsenergie umgewandelt wird. Die Figuren der Akademiesammlung ähneln Treppenläufern, wie sie auch in anderen Museen gezeigt und auf die Mitte des 19. Jahrhunderts datiert werden. Erwähnt wird diese Art Spielzeug in der Literatur jedoch schon wesentlich früher. Woher die erste Idee zu dieser Demonstration und ihre verschiedenen künstlerischen Ausführungen stammen, lässt sich nicht einfach feststellen. Frühe Beschreibungen einer Variante der Treppenläufer finden sich bereits beim niederländischen Naturwissenschaftler Pieter van Musschenbroek (1692-1761). In seinem posthum erschienenen Buch Introductio ad philosphiam naturalem erläuterte er eine vergnügliche, laut ihm in China erfundene Figur und fügte eine Zeichnung hinzu (S. 143 / § DVIII sowie Tabula XI. Fig. 3). Tatsächlich ähneln die Männchen einem Apparat, der in der japanischen Literatur als karakuri dangaeri ningyo (das heißt: Tricktreppenlaufende Puppe) bekannt wurde. In dem 1796 erschienenen dreibändigen Werk karakuri zui (Illustrationssammlung zur Maschinenkunstfertigkeit) des Erfinders und Mathematikers Hosokawa Hanzo Yorinao (1741–1796) findet sich eine detaillierte Konstruktionsanleitung für einen sehr ähnlichen Treppenläufer. Ob Musschenbroek Japan mit China verwechselte oder wie die Verbindung zustande kam, ist aber unklar. Weniger anzeigen